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Rückblick Bolivien

Um es gleich vorweg zu nehmen: Bolivien hat einzigartige, tief beeindruckende Landschaften von ganz besonderer Schönheit, die einen Besuch dieses Landes immer rechtfertigen, aber das ist auch schon alles. Die Menschen hier zeichnen sich nicht durch die bei uns in Europa immer so hochgelobte Freundlichkeit der Andenvölker aus. Hugo und ich sind irritiert, als uns die Bolivianer immer wieder mürrisch, wortkarg und teilweise sehr abweisend begegnen. Wir fragen uns lange Zeit, was wir im Umgang mit ihnen falsch machen, ob wir etwas übersehen, ob wir in ihren Augen und ihrer Kultur eventuell taktlos sind, oder ob wir zu sehr „weißer Mann“ sind und unbewußt ein Kolonialherrengehabe an den Tag legen, aber das alles ist es nicht. Wir schauen genauer hin und stellen fest, daß ihr Umgang untereinander genauso harsch, kurz angebunden und ohne Herzlichkeit ist. Wir fragen daraufhin einen Schweiz-Bolivianer, der in La Paz geboren wurde und dort heute eine Werkstatt betreibt. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Nein, es liegt überhaupt nicht an uns, daß die Bolivianer, insbesondere die Aymara, uns so kalt und desinteressiert begegnen, sondern sie sind ein Volk der Neider und Egoisten. Der eine gönnt dem anderen nichts. Ein alltägliches Beispiel finden wir im Autoverkehr, wenn hunderte Autos mit rasender Geschwindigkeit auf einen engen Trichter zufahren und keiner bereit ist, die Geschwindigkeit zu drosseln. Niemand schaut nach rechts und links, sondern mit tief eingezogenem Kopf stur geradeaus, laut hupen ersetzt bremsen, und alle hoffen, daß es irgendwie gut geht.

Der Schweiz-Bolivianer berichtet uns von anderen Fällen, in denen diese ausgeprägte Haltung zur Missgunst regelrechte wirtschaftliche Schäden anrichtet. Ein Beispiel: Ein Bolivianer hatte gemeinsam mit seiner Frau in einer Ortschaft nahe des Sajama-Vulkanes eine kleine Firma zu Herstellung von Bio-Llamawolle gegründet. Mit der Zeit war diese Firma gewachsen, der Unternehmer hatte im Ort nach und nach drei kleine Lehmhäuser als Arbeitsstätten gekauft und bot zum Schluß etwa 25 Familien dieses Dorfes Arbeit. Als er eine weitere Produktionsstätte benötigte und zu diesem Zweck ein viertes, wohlgemerkt kleines Haus kaufen wollte, wurde ihm dies von der Dorfgemeinschaft mit der Begründung, der besäße ja bereits drei Häuser, untersagt und die bei ihm angestellten Arbeiter legten ihre Arbeit nieder. Die Verhandlungen zogen sich über einen Zeitraum von über einem Jahr hin, blieben für den Unternehmer letztlich aufgrund der Uneinsichtigkeit der Dorfgemeinschaft erfolglos und so sah er sich schlußendlich gezwungen, den Standort vom Dorf wegzuverlegen. 25 Familien verloren somit ihre Arbeit und damit ein gutes sicheres Einkommen und das Dorf fiel wieder in Tiefschlaf.

Wenn wir Europäer an Andenvölker denken, dann haben wir Bilder von bunt-bemützten Indios mit tiefbraunen, von der Sonne zerfurchten markanten Gesichtern vor den Augen und das Panflötengedudel vom Evergreen „El condor pasa“ in den Ohren, aber wir sollten uns frei machen von dem Gedanken, daß jeder Indio ein „edler Inka-Häuptling“ ist. Genauso wenig ist jeder der eine Milliarde Inder ein spirituell erleuchteter Sadhu. Die Realität in Bolivien ist, daß viele der Aymara in ihren Traditionen und Verhaltensweisen verharren, geradezu verknöchern und sich nicht weiterentwickeln. Am Fortschritt partizipieren – ja, ein TV, Auto und Handy haben wollen – ja, aber die Einsicht, daß man selbst dafür etwas tun, den Hintern hochbekommen muß, fehlt. Der Schweiz-Bolivianer gibt uns ein Beispiel gutgemeinter, aber aus diesem Grund fehlgeschlagener deutscher Entwicklungshilfe. Über einen Zeitraum von fünf langen Jahren wurde mit Entwicklungshilfegeldern und unter deutscher Betreuung eine Berufsausbildungsstätte für die Industrie in La Paz initiiert und erfolgreich geführt. Nach Abschluß der fünf Jahre wurde die Leitung des Projektes vertragsgemäß in bolivianische Hände gegeben, kein Jahr später war es bereits gescheitert und wurde, da sich niemand zuständig fühlte, eingestellt.

Bolivien verfügt über immense Rohstoffreserven und hat zur brasilianischen Grenze hin genug fruchtbares Land, um alle Einwohner ernähren zu können. Niemand muß hier hungern, aber trotzdem ist die Armut groß. Von Santa Cruz, der wohlhabenden Provinz im Osten des Landes, werden bereits seit Jahren Rufe nach Autonomie von der Zentralregierung in wirtschaftlicher und politischer Sicht laut, so wie sich Norditalien am liebsten vom Rest der Landes lossagen möchte, da man keine Lust mehr hat, zu schuften und den Rest „durchzufüttern“. In einem Referendum in 2008 stimmten über 85% der Bewohner von Santa Cruz für die Unabhängigkeit und gingen somit auf frontalen Kollisionskurs zum Projekt einer sozialistischen Gesellschaftsordnung, wie sie Evo Morales umsetzen möchte.

Dann der Punkt der Demokratie. Auf dem Papier ist sie laut bolivianischer Verfassung zwar verbürgt, de facto gibt es sie kaum noch, da Morales Kritiker und Opposition mit Erfolg mundtot gemacht oder aufgekauft hat. Reicht für letzteres das eigene Geld nicht, hilft der Bündnispartner im Geiste – Venezuela – aus. Viele politische Gegner sitzen ohne richterliche Entscheidung nur aufgrund von förmlichen Anklageerhebungen seit Jahren im Gefängnis und der Justizapparat wird korruptiv und erpresserisch missbraucht. Sicherlich ist die Demokratie nicht für jedes Land die ideale Staatsform, sondern setzt eine gewisse politische Reife voraus, und ob die parlamentarische Diskussionsfreudigkeit, mit der bei uns in Berlin oder Brüssel jeder Pups stundenlang und zuweilen vollends sinnentleert durchgekaut wird, der Weisheit letzter Schluß ist sei dahingestellt, aber eine Diktatur ist sicherlich nicht die Lösung, auch wenn oben genannter Schweiz-Bolivianer ganz lapidar meint, das Land benötige einen „temporären Pinochet“.

Ganz klar, alle diese Aussagen, alle diese Eindrücke haben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Richtigkeit, sondern sind lediglich subjektive Momentaufnahmen, ganz persönliche snapshots von uns. Wie dem auch sei, wir wollen jedenfalls raus aus diesem wunderschönen, aber ungastlichen Land.

Wir wollen runter

Wir sind inzwischen gut akklimatisiert, aber nach fast zwei Monaten in den Anden auf oftmals weit über 3.500 Metern haben wir genug vom endlosen Altiplano, seiner staubigen Kargheit und Eintönigkeit, dem ewigen gelben Büschelgras. Genug von den großen Höhen, in welchen man immerzu durstig ist und Tag und Nacht Wasser säuft wie ein Pony. Genug von den unruhigen Nächten, in denen man nicht richtig tief durchschläft, weil der Körper im Liegen zu sehr mit der Sauerstoffversorgung beschäftigt ist. Die Wochen waren anstrengend und Körper, Geist und Seele schreien geradezu nach grüner, satter Vegetation, nach Feuchtigkeit, nach Ruhepause. Wir wollen ans Meer, an die chilenische Pazifikküste.

Offroad

Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaue ist mein erster Gedanke.“ Ganz schön glatt heute…“ In der aufgehenden Sonne glitzern die Salzkristalle wie das Eis einer gigantischen Schlittschuhbahn.

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Wir fahren nahe an der Grenze zu Chile Richtung Südwesten mit dem Ziel, in einigen Tagen den Grenzübergang Hito Cajones zu erreichen. Nachdem wir den winzigen Ort Chiguana und den ebenfalls beeindruckenden Salar gleichen Namens passiert haben wird die Umgebung immer unwirtlicher, der Pistenzustand immer schlechter bis hin zu nicht mehr vorhanden. Harter Schotter wechselt sich mit feinstem, tiefem Sand, grobem Geröll und weitläufigen Feldern aus roter und grauer Vulkanasche ab.

Wir navigieren parallel mit zwei Systemen: Mit GPS über unser Garmin (äußerst dürftig) und mit MapsWithMe auf dem Tablet. Dazu unsere reguläre Straßenkarten von Bolivien und Chile, in welchen die Pisten natürlich nicht eingezeichnet sind, wohl aber die größten Berge und Vulkane der Region, die uns zumindest Hinweise auf die grobe Richtung geben können. Jedes System für sich ist völlig unzureichend und würden wir uns auf ein System allein blind verlassen, dann würden wir uns hoffnungslos verfahren. Im Trio und im Zusammenspiel mit gesundem Menschenverstand sowie einer guten Portion Intuition klappt es aber dann ganz gut. Stunde um Stunde arbeiten wir uns voran, über lange Strecken mit gerade einmal fünf Stundenkilometern. Wir fahren am fast 6.000 Meter hohen Vulkan Ollagüe vorbei, der auf chilenischer Seite liegt und uns mit einer hauchzarten, kaum erkennbaren Rauchfahne grüßt. Zum Glück hat er heute keinen Husten.

Auf rund 4.000 Metern erreichen wir die ersten Lagunen, Canapa und Hedionda, auf deren Wasseroberfläche sich die umliegenden 5000er und 6000er spiegeln und die Heimat der beiden seltenen Andenflamingoarten, Tokoko und Chururu, sind.

Wie kamen die Vögel bloß in diese absolute Einsamkeit? In diese Höhe? Wann? Und vor allem: Warum? Zig Kilometer weit ist rundherum nichts. Die Lagunen sind weißgesäumt von Borax, was zusammen mit dem Blau und Türkis des Wassers einen wunderbaren Kontrast zu den Brauntönen der Berge und dem gelbfarbigen Andengras ergibt.

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Das gesamte Gebiet in seiner Einzigartigkeit zählt zur Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa und steht unter strengem Naturschutz. Leben ist hier spärlich, aber durchaus vorhanden: Wir haben Glück und sehen neben den zähen Vicunas, denen wir sogar auf 5000 Metern noch begegnen, sogar einen Andenfuchs und eine Art Hase, den wir inmitten des grün-grauen Gerölls niemals entdeckt hätten, wenn er sich nicht bewegt hätte.

Auf 4.275 Meter Höhe erreichen wir die Laguna Colorada, die mit ihrer Farbpalette ein besonders Naturschauspiel ist. Das Wasser des Sees ist aufgrund kupferhaltiger Mineralien rötlich gefärbt, an manchen Stellen von grünen Algen durchsetzt und von einem schneeweißen Boraxstrand umgeben. Auch hier gibt es zahlreiche pinkfarbene und graue Flamingos sowie andere schützenswerte Vogelarten und etliche Vicunas bereichern ihre karge Nahrung durch Mineralien aus dem See.

Bei einem winzigen Militärposten müssen wir uns registrieren lassen. Die beiden jungen Männer in dicken Jacken und den landestypischen Mützen bis über die Ohren freuen sich ganz offensichtlich über diesen Besuch und sind ausnehmend freundlich. Was haben sie nur verbrochen, daß sie die Verbannung in diesen allerletzten Winkel von Einöde verdient haben? Das kleine, aus grobem Stein gebaute Gebäude ist für die beiden Büro, Wohn- und Schlafzimmer gleichzeitig und hat noch nicht einmal einen Ofen oder Kamin, und das bei nächtlichen Temperaturen von bis zu -20 Grad! In dieser Eishöhle werden unsere Daten handschriftlich in eine Liste eingetragen und das war´s auch schon. Das Computer- und Wi-Fi Zeitalter hat den Weg in diese endlegene Ödnis noch nicht gefunden.

Zum Posten gehören eine derzeit unbesetzte meteorologische Beobachtungsstation und ein sogenanntes campamento, d. h. hier lebt eine Handvoll Menschen, deren Bekanntschaft wir am nächsten Morgen machen, von der Llama- und Alpaka-Zucht. Wie schon häufig in Bolivien erlebt, begegnen sie uns unfreundlich und griesgrämig, drehen uns beim Betanken des Wassertanks sogar den Hahn ab, obwohl wir bereits großzügig dafür bezahlt haben und giften uns mit einem Wortschwall in unverständlicher Sprache an. Wahrscheinlich brauchen sie ein Ventil, um sich mal Luft zu machen. Hier gibt es ja auch sonst nichts, worüber man sich aufregen könnte. Die possierlichen Tiere hingegen scheinen uns freundlich gesonnen und kommen neugierig auf uns zu.

Wir fahren über eine brutale Sand- und Wellblechpiste weiter, schrauben uns auf 4.850 Meter hoch zum Geysir Sol de Manana, der an unserer Strecke liegt. Die Lavaschlammlöcher köcheln nur leise vor sich hin; eine große Fontäne ist nicht zu sehen, was wir irgendwie beruhigend finden.

Die Einsamkeit hier oben könnte nicht größer sein, kein Laut ist wahrnehmbar, nicht einmal das Säuseln des Windes. Wenn Stille hörbar ist dann hier. Optisch und akustisch könnten wir genauso gut auf dem Mars unterwegs sein und wenn hier etwas passiert, dann kann einen noch nicht einmal Lassie retten. Wir sind hier nicht nur off-road, sondern off-everything.

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Wir sind umgeben von den über sechstausend Metern hohen Kegeln aktiver Vulkane, fahren über rotbraune Lava- und Aschefelder mit Ausdehnungen bis zum Horizont und kilometerweit übersät mit hausgroßen und kleineren Gesteinsbrocken von den vergangenen Ausbrüchen. Welch gewaltige Eruptionen müssen dem vorausgegangen sein? Mit welch immenser Wucht muß die Erde ihr Innerstes nach außen geschleudert haben? Wir fühlen uns wie Zeitzeugen der Erdgeschichte und uns wird wieder einmal bewusst, daß diese noch lange nicht abgeschlossen, sondern ein immerwährender Prozeß außerhalb der menschlichen Kontrolle ist. Zu sagen „Man muß die Natur in Balance halten“ klingt zwar gut, ist aber Quatsch. Die Natur ist niemals in Balance, sondern permanter Veränderung ausgesetzt, ob wir Menschen das gut finden oder nicht.

Die Fahrt ist selbst mit dem Unimog mörderisch, eine brutale Materialschlacht ohnegleichen, aber das Erlebnis einzigartig. Weder Worte noch Bilder können unsere Gefühle und Eindrücke auch nur annährend wiedergeben; jeder Versuch muß angesichts der Großartigkeit dieser Landschaft schon im Ansatz scheitern.

Bei späteren Recherchen stellen wir fest, daß wir unwissentlich große Streckenabschnitte der diesjährigen Ralley Paris – Dakar, die über Chile, Bolivien und Argentinien führte, gefahren sind. Wir hatten ab und an einige kleine Markierungen im Sand und Geröll gesehen und uns schon nach deren Bedeutung gefragt, aber mit Blick auf das Rennen macht es Sinn. An die Geschwindigkeiten der internationalen Fahrer kamen wir mit unserem Schiff allerdings nicht annährend heran 🙂

Ungefähr 50 km südlich des Geysirfeldes erreichen wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit die Laguna Verde am Fuß der Vulkane Licanbur und Juriquez und suchen uns einen Stellplatz auf 4.350 Metern . Höher haben wir noch nie geschlafen. Kurz vor Mitternacht steigert sich der eiskalte Wind zu einer Sturmstärke, die selbst den 7,5 Tonnen schweren Unimog zum Schwanken bringt. Da es auf der Hochebene keine Hindernisse wie Felsen oder Wälder gibt, die den Sturm zumindest etwas brechen könnten, tost der Wind völlig ungebremst heulend darüber hinweg. Die Nacht ist für uns entsprechend unruhig und ausgeruht sind wir am nächsten Morgen nicht, aber es hat sich gelohnt. Um die Mittagszeit vollzieht sich dann an der Laguna Verde ein besonderes Naturschauspiel: Durch die Sonneneinstrahlung und die Reaktion des pflanzlichen Planktons in Verbindung mit dem hohen Blei-, Kalzium- und Schwefelgehaltes schimmert die vorher kristallklare Lagune plötzlich türkis-grünlich.

Und nein, die Bilder sind nicht gephotoshopped!

Nachdem wir uns an dem Farbspiel satt gesehen haben fahren wir weiter und erreichen am Nachmittag den winzigen internationalen Grenzübergang nach Chile: Nach fast tausend Kilometern offroad sind Unimoppel und wir zwar ganz schön gerädert, aber wir haben es geschafft!

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Nach der Ausreise aus Bolivien müssen wir noch ein paar Kilometer Piste fahren, bis wir den Paso Jama erreichen, und dann müssen wir uns entscheiden: rechts oder links.

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Der weiße Riese

Einige Zeit hinter Oruro geht die bisher asphaltierte Straße in eine Schotterpiste nach Uyuni über. Wir wissen, daß wir in den nächsten Tagen eine sehr lange Dirt Road unterschiedlichster Beschaffenheit vor uns haben werden. Erst in Chile in rund 1.000 Kilometer Entfernung werden wir mit dem Paso Jama im Drei-Länder-Eck Bolivien-Chile-Argentinien wieder auf eine geteerte Straße treffen.

Uyuni bedeutet in der Aymara-Sprache „Platz der Lasttiere“, was auf seine Vergangenheit als Markt schließen lässt, und ist heute der Ausgangspunkt für Touren auf den Salar de Uyuni, den größen Salzsee der Welt.

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Es ist letztmöglicher Versorgungspunkt für die mehrtägigen Offroad-Fahrten über die Andenkette und die bolivianischen Lagunen nach Chile. Zwischen Uyuni und San Pedro de Atacama in Chile – wenn man die direkte Strecke ohne Umweg über den Salar und die Lagunen nimmt – gibt es auf 550 Kilometern weder Lebensmittelläden noch Tankstellen.

Die Fahrt auf der Piste ist staubig und ruppig, am weit entfernten Horizont spiegeln sich die Berge schon auf der hellen Oberfläche des Salzsees und immer wieder jagen kleine und große Staubteufel vor uns über die ebene Fläche.

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Die Stadt mit 20.000 Einwohnern liegt inmitten der bitterkalten, windigen und trostlosen Hochlandöde am östlichen Rand des Salars auf knapp 3.700 Metern und bietet Dank des Tourismus ein für Bolivien überraschend gepflegtes Bild, wenngleich das Angebot an Waren der entlegenen Lage entsprechend bescheiden ist. Wir decken uns so gut es geht mit Lebensmittelvorräten und reichlich Trinkwasser ein, so daß wir im Notfall über ausreichend Reserven verfügen, falls der Wagen unterwegs liegenbleiben sollte.

An einigen Straßenkreuzungen sind in dem Städtchen noch die Spuren des letzten „bloqueos“ in Form abgebrannter Autoreifen zu sehen.

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Mit diesen tage- oder wochenlangen Straßenblockaden versuchen die Aymara immer wieder, massiv ihre Wünsche durchzusetzen und legen mit Vorliebe die zentralen Verkehrsadern und somit Wirtschaft und Tourismus vollständig lahm. Mitunter werden auch Gringos auf der Durchreise „Opfer“: Der Wagen wird kurzerhand temporär „beschlagnahmt“ und man sitzt für die Dauer der Blockade fest. Wir hatten uns zuvor informiert und waren ziemlich sicher, daß keine Blockade bevorstand.

Ursprünglich gehörte der Salar zum großen Andenbinnenmeer. Als dieser Ursee vor Jahrmillionen austrocknete, blieben Altiplano-Seen wie der Titicaca-See und einige Salare zurück. Die riesige Salzpfanne von Uyuni ist ca. 160 km lang und 135 km breit. In der Trockenzeit verdunstet das Wasser und hinterlässt eine harte, befahrbare Kruste aus Salzkristallen. Nach den jährlichen Niederschlägen zwischen Dezember und April verwandelt sich die feste Salzdecke in einen Salzsumpf.

Auch in der Trockenzeit treten auf der Salarfläche sogenannte ojos („Augen“) auf, blubberndes Quellwasser von unterirdischen Wasserläufen und Gasen, die durch die Salzkruste brechen und für schwere Fahrzeuge wie unseren Unimog Einsackgefahr bedeuten. Also immer schön die Augen auf! Auch wenn immer einige Jeeps auf dem See unterwegs sind, die Entfernungen sind riesig und es kann dauern, bis man entdeckt wird und Hilfe kommt.

Im kleinen Ort Colchani am Rand des Salars wird Speisesalz gewonnen. Vermummte Männer schlagen auch heute noch mühsam mit Äxten Salzblöcke aus dem Boden, die dann in einer Salzmühle weiterverarbeitet, mit Jod versetzt und verpackt werden.

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Der eigentliche Reichtums des Salars liegt jedoch in tieferen Schichten und ist noch weitestgehend unausgebeutet. Wissenschaftler, u. a. auch deutsche Experten der Technischen Universität Freiburg, schätzen das Vorkommen an Lithium, das als Legierungszusatz für Batterien und in der Kerntechnik benötigt wird und auch in jedem Handy zu finden ist, auf 9 Millionen Tonnen. Das entspräche rund 75% des derzeit bekannten Weltvorkommens. Bolivien sitzt also, wie so viele andere sogenannte „arme Entwicklungsländer“, auf vielen vielen Dollars und einem Fast-Monopol.

Bevor wir auf den Salar fahren gönnen wir dem Unimog bei einer winzigen Waschstation eine Unterbodenwäsche mit Dieselöl, um ihn vor dem aggressiven Salz zu schützen. Wir fahren schnurgerade auf der blendend-weißen Salzkruste unter einem tiefblauen Himmel und legen einen ersten Stopp bei dem aus einem großen Salzblock gehauenen Denkmal der diesjährigen Ralley Paris – Dakar ein, welches die nördliche Wendemarke der zu bezwingenden Route war.

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Unterwegs sind wir auf der weißen, endlos scheinenden Fläche allein und gönnen uns ein wenig hemmungslosen Spaß:

Hugo kann nicht widerstehen und packt seinen Schirm aus:

Unser Tagesziel ist die Isla Incahuasi rund 80 km nordwestlich von Uyuni, die aus versteinerten Korallen besteht und völlig einsam im Salzmeer liegt. In der glasklaren Luft täuscht die Perspektive: Alles sieht unglaublich nah aus. Immer wieder denken wir, gleich sind wir da, und stellen dann fest, daß wir doch noch viele Kilometer fahren müssen. Viel wächst auf der kleinen Insel nicht, nur Grasbüschel und bis zu zehn Meter hohe stachelige Kakteen, die allerdings teilweise ein stolzes Alter von über 1.200 Jahren besitzen. Wir erklimmen trotz dünner Luft den höchsten Punkt der Insel, rund 100 Meter über dem Salar, und haben eine wunderbare Aussicht bis zu den schneebedeckten Vulkanen am Horizont.

Und wirklich, so wie man Korallenstöcke vom Tauchen oder Schnorcheln kennt, so liegen sie hier auf fast 4.000 Metern Höhe an der trockenen Luft, Millionen Jahre alt, vielleicht aus Gondwanas Zeiten.

Wir beschließen, die Nacht auf dem Salar zu verbringen. Ein eisiger Wind pfeift horizontal über die ansonsten lautlose Ebene und als die Sonne untergegangen ist, ist die Schwärze der Nacht so dick wie Teer. Für einen Moment habe ich das Gefühl, über mir macht jemand den Sargdeckel zu und ich kann die aufsteigenden Beklemmungen nur mit absoluter Konzentration auf ein anderes Thema bezwingen. Später dann werden wir mit einem unglaublichen, von jeglichem Lichtsmog ungetrübten Himmel belohnt: Millionen Sterne – zum Greifen nah.

Personenkult

Zitat: Sandro Benini für den schweizerischen Tagesanzeiger aus Mexico-City am Freitag, den 25.7.2014

Inszeniert sich als Volksheld: Boliviens Präsident Evo Morales

Militärdiktaturen und Putsche von Offizieren gegen demokratisch gewählte Regierungen gibt es in Lateinamerika nicht mehr, was einen großen zivilisatorischen Fortschritt bedeutet. Doch auch heutige lateinamerikanische Präsidenten wollen verehrt werden und betreiben ziemlich schamlos Propaganda für sich selbst. Zum Beispiel der Bolivianer Evo Morales. Er hat seine ehemalige Kabinettschefin beauftragt, ein Kinderbuch mit dem Titel „Die Abenteuer von Evito“ zu gestalten, in dem die Kindheit des Präsidenten glorifiziert wird.

Ein Kapitel lautet „Evito geht zur Schule“, ein anderes „Evito spielt Fußball“. Bei der Buchpräsentation in der venezolanischen Botschaft in La Paz sagte die Autorin: „Ich wollte den Kindern zeigen, wie prekär ihre Situation früher war, und wie gut sie es dank Präsident Evo Morales heute haben.“ Einen Teil der Auflage verteilten die Behörden gratis, und dasselbe werden sie wohl mit den übrigen vier geplanten Evito-Büchern tun, die das Leben des ehemaligen Coca-Bauern-Gewerkschaftsführers bis zum Beginn seiner glorreichen Präsidentenschaft erzählen sollen.

Auch in Venezuela beglückt die Regierung Schulkinder mit erbaulichen Werken. Sie verteilt an den Schulen ein „Illustrierte Verfassung der bolivarischen Republik Venezuelas“.
Darin ist zu bewundern, wie der verstorbene Präsident Hugo Chavez gütig lächelnd mit Kindern spielt – unter dem Titel „Höchste Glückseligkeit“. Eine andere Illustration zeigt, wie Chavez gottgleich vom Himmel herab auf seinen Nachfolger Nicolas Maduro blickt, der mit umgehängter Präsidentenschärpe triumphierend die Hand hebt. Titel des Bildes: „Demokratie“. Von großem didaktischen Wert ist auch folgende aus einem venezolanischen Schulbuch stammende Mathematikaufgabe: „In einem staatlichen Unternehmen wird gemäß den solidarischen Prinzipien der bolivarischen Konstitution Zucker verpackt.. Für eine Bestellung sind 12 Kilogramm Zucker in Säcken zu 1,5 Kilos zu verpacken. Wie viele Säcke braucht es?“

Argentiniens Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner hat den Fimmel, jedes Bauwerk und jede Institution nach ihrem verstorbenen Ehemann und Vorgänger Nestor Kirchner zu benennen. Hier ist eine bei weitem nicht vollständige Liste: Das Busterminal in San Salvador de Jujuy. Ein beheizbares Schwimmbad in Apostoles. Eine Turnhalle in Palpala, die allerdings nicht einfach Nestor Kirchner heißt, sondern „Olympisches Gemeindestadion Präsident Nestor Kirchner“. Das Integrationszentrum in Venado Tuerto. Ein von Geröll bedeckter Fußballplatz in Chubut. Und so weiter und so weiter. Ein Journalist der oppositionellen Zeitung Clarin hat sich den Spaß gemacht, auf Tumblr unter dem Titel „Benenne alles nach Nestor“ Beispiele zusammenzutragen.

In Ecuador schließlich hat kürzlich das Informations- und Kommunikationsministerium die Chefredaktoren dreier nationaler Zeitungen einberufen, um sich zu beklagen: Die Blätter hätten skandalöserweise mit keinem Wort erwähnt, daß Präsident Rafael Correa zur Verleihung der Ehrendoktorwürde nach Chile gereist war.

Einen Lichtblick in diesem von präsidialer Eitelkeit und sonstigem Wahnsinn gebeutelten Kontinent gibt es: Luis Guillermo Solis, Costa Ricas seit Mai regierender Präsident. Der Mitte-links-Politiker hat verfügt, daß in keiner Amtsstube des Landes sein Konterfei hängen darf, in keiner Polizeistation und in keiner Botschaft. Es dürfe auch kein öffentliches Gebäude eine Plakette mit seinem Namen tragen. „Der Persönlichkeitskult ist zu Ende, zumindest während meiner Regierung“, begründete er die Maßnahme. Aber der liberalen Opposition ist das auch nicht recht. Deren Chef Juan Luis Jimenez Succar sagte: “Dieses populistische Getue beweist, daß sich der Präsident noch immer benimmt wie im Wahlkampf“. – Zitat Ende.

Saturday Night in Caracollo

Auf dem Weg nach Uyuni übernachten wir in dem kleinen Ort Caracollo, den wir mit samt Sonntagsmarkt schon bei unserer Anfahrt von Cochabamba nach La Paz kennengelernt hatten. Dieses Mal fahren wir jedoch weg von der Durchfahrtsstraße bis zur Kirche am zentralen Dorfplatz, da wir für die Nacht etwas ruhiger stehen möchten, und stellen den Wagen etwas seitlich versetzt neben dem „Denkmal des 30. November“ ab. Es ist Samstagabend und die Ortsmitte scheint verwaist, bis gegen 20.00 Uhr plötzlich immer mehr Menschen auf den Platz strömen. Dann hören wir plötzlich Böller und zunehmend lauter werdende Blechmusik. Kurz darauf biegt auch schon die erste uniformierte Musiktruppe mit Major, Tanztruppe und allem drum und dran um die Straßenecke. Eine farbenfrohe Mischung aus Schützen- und Karnevalsverein stellt sich neben Unimoppel so gut es geht vor dem Denkmal in Formation auf. Wie peinlich, aber für uns ist es zu spät, den Motor anzulassen und wegzufahren, und so stehen wir mit dem Unimog wie ein Fremdkörper inmitten des Trubels und schauen perplex einfach zu.

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Nach zwanzig Minuten hat die mehr oder weniger musikalische Truppe ihr Repertoire beendet, es folgt eine lautstarke Ansprache, von der wir kein Wort verstehen, gefolgt von viel Beifall und Jubel, dann biegt eine zweite bunte Musiktruppe um die Ecke, die deutlich schmissiger ist als die erste. Wir trauen unseren Ohren kaum, als wir „Dschingis Khan“ von den Les Humphries Singers in bolivianischer Blechbläserversion hören! Nach weiteren zwanzig Minuten ist der Spuk schlagartig vorbei, alle gehen und wir ins Bett.

Pachamama oder die Sache mit den Plastikblumen

Rund 90% der Bolivianer gehören der römisch-katholischen Kirche an, doch fast alle Indigenas, die einen Anteil von über 80% an der Gesamtbevölkerung haben, praktizieren nebenbei ihre Naturreligionen und glauben auch weiterhin an ihre traditionellen Schöpfungsmythen. Besondere Verehrung erfährt die Pachamama, die „Mutter Erde“. Mit der Liebe zu ihrer Pachamama kann es allerdings nicht wirklich weit her sein, anders lässt sich das Ausmaß der hemmungslosen Vermüllung der ach so heiligen Natur allerorten nicht erklären. Sobald man die zwar über und über mit Graffity-Schmierereien verunstaltete, aber ansonsten recht gepflegte Innenstadt von La Paz verlässt und über Land fährt sind die Ortschaften, Wege, Felder und Freiflächen von Plastikmüll, Flaschen, Tetrapacks, Blechdosen, abgefahrenen Reifen und altem Hausrat übersät. Die Krönung der Vermüllung ist mit Abstand die Peripherie von Oruro, wo in alle Richtungen unglaubliche Mengen an Müll und Gerümpel verstreut sind. Besonders die hauchdünnen Plastiktüten in rosa, orange und hellgrün, in die bei Einkäufen die Waren verpackt werden – und sei es auch nur eine einzelne Packung Zigaretten -, wehen durch den Wind auf dem Altiplano kilometerweit in die Landschaft, bis sie wie bunte Tupfen an dem niedrigen Büschelgras für immer hängenbleiben. Da sich niemand die Mühe macht, diese Tüten jemals einzusammeln, wird die Dichte der bunten Tupfen mit der Zeit immer größer. Die gesamte Umgebung Oruros scheint eine einzige postapokalyptische Deponie zu sein und unzählige streunende Hunde durchstöbern auf der Suche nach Essensresten im Kollektiv diesen Unrat.

Die Bolivianer leben völlig unberührt inmitten dieses Mülls und fühlen sich anscheinend auch noch wohl dabei. Niemand fühlt sich offensichtlich auch nur ansatzweise bemüßigt, in Eigeninitiative zumindest vor seiner eigenen Haustür für etwas Sauberkeit, auch im Sinne der allgemeinen Hygiene, zu sorgen. Es wäre so einfach, aber das Bewusstsein für Ordnung, Sauberkeit und Ästhetik fehlt völlig.

Vielleicht haben Hugo und ich auch nur etwas falsch verstanden: Vielleicht ist das alles ja gar kein Müll und die Bolivianer züchten auf ihren Feldern aus den Plastiktüten Plastikblumen, um damit ihre Pachamama zu ehren.

La Paz

Mit Dina unternehmen wir eine zweite Citytour mit dem Bus. Über die Kopfhörerdurchsage in sehr guter deutscher Übersetzung erfahren wir bei der Fahrt über die Hügel der Stadt vom bolivianischen Fremdenverkehrsamt – also ganz offiziell und mit dem Segen von ganz oben -, daß das Durchschnittseinkommen eines Bolivianers USD 1.200 pro Jahr beträgt, das eines Ministers dagegen USD 4.000 pro Monat. Die Regierung hat offensichtlich nicht einmal Hemmungen, in aller Öffentlichkeit über diese himmelschreienden Ungerechtigkeiten zu sprechen. Warum auch nicht? Die Gewaltenteilung ist so gut wie aufgehoben, das Land auf dem besten Weg zu einer Diktatur. Da braucht man kaum Kritiker zu fürchten.

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Vom Mirador Kili-Kili aus bewundern wir erneut den weißen Wächter der Stadt, den alles überragenden Illimani, und die Abertausende sich die Hänge zur Oberstadt El Alto hinaufwindenden Häuschen aus braunen Lehmziegeln. Bretterverschläge oder Buden aus Pappkartons und Wellblech wie in den Favelas von Rio, Kapstadt oder Jakarta sucht man hier vergebens. Alle Häuser sind aus Ziegeln errichtet, wobei bei vielen allerdings die Fenster komplett unverglast und die Bewohner somit den teils eisigen Winden und sehr kalten Nächten ungeschützt ausgesetzt sind.

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Während der Inkazeit war Bolivien Teil des Inkaimperiums, bis der Spanier Diego de Almagro 1535 das Territorium eroberte. Auf dem Boden der einstigen Inkasiedlung Choqueyapu in diesem windgeschützten Tal gründeten die Spanier 1548 zum Gedenken an einen Friedenvertrag zwischen Almagro und Pizarro „La Ciudad de Nuestra Senora de La Paz“ (Stadt unserer Frau des Friedens). Das Stadtwappen wurde interessanterweise von Kaiser Karl V. verliehen.

Bei der Stadtrundfahrt stellen wir dann unzweifelhaft fest, daß hier in Bolivien die Zeit rückwärts läuft…

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Nachdem Dina sich ein paar Tage akklimatisiert hat stürzen wir uns wieder ins Verkehrschaos von El Alto und machen uns auf den Weg über Oruro Richtung Salar de Uyuni, zum größten Salzsee der Welt.

Reunited!

Reunited

Am vergangenen Samstag haben wir Flo und Yannic auf den Flieger nach Miami gesetzt, wo sie seitdem das süße und herrliche entspannte Leben Südfloridas auf N.N. genießen. Bei Ankunft hatten sie vermutlich erst einmal einen Sauerstoff-Flash.

Seit Dienstag ist nun Dina mit an Bord. Während der Anreise mit Iberia/LAN Chile hat sich jemand üppigst an ihrem ohnehin schon spärlichen Gepäck bedient: Bei Ankunft fehlten eine Jeans, ein paar Nike Turnschuhe, ein brandneues T-Shirt und, gaaanz unverzeihlich, ein Glas Nutela, eine große Toblerone und das Überraschungsgeschenk von DerNachbar!!!

Nachdem wir hier in La Paz schon fast Wurzeln geschlagen haben brechen wir heute Richtung Salar de Uyuni auf, zum größten Salzsee der Welt. Wir sind also erst einmal offroad und offline.

El Alto

Auf dem kargen und unwirtlichen Hochplateau über dem Talkessel von La Paz liegt auf 4.000 Metern Höhe El Alto, die „Stadt über der Stadt“ und erste Großstadt der Aymara. Hier liegen viele Industrieunternehmen, Raffinerien und Speditionen, die im tief eingeschnittenen Tal von La Paz keinen Platz hätten, und einer der höchstgelegensten Flughäfen der Welt. Flugzeuge müssen in El Alto mit wesentlich höheren Geschwindigkeiten starten und landen, um in der dünnen Höhenluft ausreichend Auftrieb zu erreichen. Außerdem benötigen sie speziell verstärkte Reifen und die Zuladung – auch des Kerosins – ist trotz der 4 Kilometer langen Start- und Landebahn begrenzt. Größere Maschinen fliegen deshalb von El Alto zunächst zum Zutanken Santa Cruz an, bevor sie auf die langen Fernstrecken gehen.

El Alto steht in starkem Kontrast zu La Paz, da sich hier überwiegend einkommensschwache landflüchtige Indigenas angesiedelt haben. Die ärmlichen unverputzten Lehmbauten erstrecken sich über viele Kilometer vom Rand des Plateaus bis weit ins Altiplano hinein. El Alto wurden von den Menschen selbst errichtet und organisiert, also nicht durch die Stadtverwaltung oder das Land. Wer mehrt dazu wissen möchte:

http://www.ila-web.de/artikel/ila315/bolivien_elalto.htm

El Alto ist verkehrstechnischer Knotenpunkt von La Paz, da mit Ausnahme des La Cumbre Passes in die Yungas alle wichtigen Fernstraßen zwangsweise über El Alto führen. Durch Blockaden an wenigen strategischen Punkten kann La Paz somit „ausgebremst“ werden.

Der Verkehr ist dementsprechend mörderisch: Ampel werden bei rot grundsätzlich überfahren, dreispurige Fahrbahnen werden sechsspurig genutzt und es gilt das Prinzip „Nur der Rücksichtslose setzt sich durch“. Würde ich hier fahren müssen, dann kämen wir vermutlich an unserem Ziel niemals an, aber Hugo setzt sich zum Glück rigoros durch.

At the Copa Copacabana?

Die Fahrt nach Copacabana ist ganz sicher ein Highlight jedes Bolivien-Besuchs: Hinter uns liegt die schneebedeckte Cordillera, vor uns der endlose spiegelglatte Titicaca-See, am Horizont die Gipfel der peruanischen Anden. Die dominierenden Farben sind das Beige-braun der Hügel, das Grün des Schilfs und das Saphirblau des Sees.

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Flo hat Glück an diesem Tag und kommt vor diesem Traumpanorama sogar in die Luft.

Flo Flug 2

Auch wir Nichtflieger können uns an der Landschaft nicht satt sehen. Die Dimensionen  und Farben sind atemberaubend, und das Schönste ist, daß wir hier – noch – abseits jeglichen touristischen Rummels sind.

Mit einer winzigen hölzernen Fähre setzen wir – erfolgreich trotz 7.5 Tonnen – von San Pedro de Tiquina nach San Pablo de Tiquina (oder umgekehrt) über.

Die Fahrt führt über die Halbinsel nahe der peruanischen  Grenze bis zum kleinen, touristisch aufgepeppten Ort Copacabana. Mit viel Phantasie könnte man sich einbilden, eine Miniaturausgabe der Copacabana Rios zu erkennen, aber man hält vergeblich Ausschau nach den Prunkbauten und Skyscrapern, den dortigen Favelas und der weißen Christusstatue. Und in Ermangelung des „Zuckerhutes“ hat dieses kleine Copacabana ersatzweise, aber immerhin, den Kalvarienberg.

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Wir suchen uns einen Stellplatz am Seeufer und wundern uns beim Bummel in den Ort über die unzähligen schillernd-bunt geschmückten Wagen mit peruanischem und bolivianischem Kennzeichen, bis wir erfahren, daß hier tagtäglich Hunderte Autos in einer feierlichen Zeremonie von einem Priester bzw. Schamanen getauft werden. Dabei fließt reichlich Alkohol und unter den Wagen dürfen Böller und Knallfrösche gezündet werden. Nun gut. Wir halten Abstand.

Autotaufe 1

Dementsprechend bunt und quirlig ist das kleine Städtchen, das offensichtlich auch ein beliebtes Backpacker-Ziel zu sein scheint, da von hier aus Touren zur Isla del Sol und den Floating Islands in Peru starten. Am Seeufer kann man außerdem Tretboote in Form bunter Schwäne mieten, Strandausritte organisieren, sogar einen Jetski sichten wir. Währen dazwischen nicht weidende Schafe zu finden, dann könnte man sich am Gardasee glauben.

Flo ist ein Glückskind und kommt auch hier wieder in die Luft, allerdings erst nach einem schweißtreibenden Marsch auf den strandnahen Hügel, der erheblich höher ist als er von unten aus erscheint. In der dünnen Luft kostet der Aufstieg immense Kraft, aber er lohnt sich und Flo strahlt nach seiner Landung am Strand.

Die Jungs unternehmen per Boot einen ganztägigen Ausflug zur Isla del Sol, um dort auf den Spuren alter Inka Trails zu wandeln. Die 2 1/2 stündige Hinfahrt am frühen Morgen entpuppt sich als eiskalt. Tagsüber brennt die Sonner hier oben erbarmungslos und die Augen beginnen trotz Sonnenbrille bei der Helligkeit zu tränen, aber sobald sich eine Wolke davorschiebt wird es bitterkalt.

Die Nächte in dieser Höhe von rund 4.000 Metern sind recht unruhig. Das Herz pummpert gewaltig, um den Körper mit dem nötigen Sauerstoff zu versorgen, und dadurch kommt man  nicht gut in den Schlaf. In zwei aufeinanderfolgenden Nächten grollt dazu ein gewaltiges Gewitter mit Blitz und Donner über den See und die Jungs werden in ihrem Vorzelt in einer Nacht von streunenden aggressiven Hunden so stark belästigt, daß nur ein bedrohlich geschwungener Baseball-Schläger und ein Bombardement mit Kartoffeln Schlimmeres verhindert.

Der Titicaca-See ist 13x so groß wie der Bodensee und erscheint vielmehr wie ein großer Ozean. Das Ufer auf der gegenüberliegenden Seite ist nicht zu erkennen und nach den Gewittern setzte sogar Seegang mit weißen Schaumkrönchen ein. Wunderschön sind die Sonnenunter- und aufgänge, die mangels nahen Hindernissen hier sehr lange dauern. Als nach einer Vollmondnacht am nächsten Morgen die Sonne aufgeht ist die Stimmung über dem Meer – pardon See – zauberhaft.

Vollmonduntergang Copa

Für Yannic und Flo geht die Zeit in Bolivien langsam dem Ende zu und so verabschieden wir uns von Copacabana und machen uns auf den Rückweg nach La Paz.

Cats & Dogs

Flo und Yannic haben im Separee unseres Unimogs ihr Quartier aufgeschlagen, bekommen jede Nacht Besuch in ihrem Nachtlager und haben damit offensichtlich tierisch viel Spaß:

Sorata

Wir verlassen La Paz für einige Tage und fahren nach Sorata, tief in einem engen, aber fruchtbaren Tal östlich des bolivianischen Teils des Titicacasees gelegen. Die Fahrt führt durch das chaotische El Alto, das mit seiner Verkehrsdichte jede Sekunde unsere volle Konzentration beim Fahren erfordert, und anschließend über die Hochebene entlang der Cordillera, die unter dicken Regenwolken fast verschwindet. Nur ab und an zeigen sich die weißen Spitzen der 6.000er. Irgendwann sind auch wir in den Wolken verschwunden.

Über einen langen gewundenen Paß geht es dann kilometerlang abwärts.

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Sorata liegt auf rund 2.600 Metern, eine willkommene Gelegenheit für uns, mal wieder etwas Sauerstoff zu tanken, bevor es für die nächsten Tage auf 4.000 Meter an den Titicacasee geht. Im Gegensatz zum kargen, staubigen Altiplano ist Sorata unglaublich grün. Überall dichte Vegetation, die Hänge sind bepflanzt und an den bunten Blüten von lila Jacaranda und rotem Hibiscus trinken kleine Kolibris.

Wir manövrieren den Unimog durch die engen Gassen des Städtchens und finden einen winzigen Stellplatz bei einem kleinen Hostel, zu dem auch eine Kuh und drei Ziegen sowie allerhand anderes Getier gehören. Sorata liegt unmittelbar am Fuß des mächtigen Illampu, aber sein weißer Gipfel mit über 6.000 Metern ist am ersten Tag nicht zu sehen. Er zeigt sich erst am nächsten Morgen in voller Pracht vor tiefblauem Himmel und ist zum Greifen nah.

Kein Wunder, daß der Ort vielen Bergsteigern als Basis zum Aufstieg dient, aber zum Kraxeln sind wir nicht ambitioniert genug. Wir bummeln durch den Ort und über den Markt, wo die Marktfrauen wie bräsige Buddhas inmitten ihrer Waren sitzen. Mindestens 100 Kilo schwer, versunken in ihren zahlreichen Röcken, Hut à la Pan Tau auf dem Kopf und so bewegungslos wie möglich. Bei einer Heilerin kann man sich den Puls messen, die Karten legen lassen und Kraut gegen jedwede Krankheit kaufen. Nach zwei Übernachtungen bugsieren wir den Unimog irgendwie wieder raus aus dem hoffnungslos verwinkelten Örtchen und kriechen den Paß mit dem Ziel Copacabana/Titicacasee wieder hoch auf 4.000 Meter.

El Camino de la Muerte – Death Road Bike Tour

An Hugos Geburtstag wünschen sich die Jungs Nervenkitzel der besonderen Art und buchen eine Downhill Tour über die Death Road, die 1995 von der Inter-American Development Bank als gefährlichste Straße der Welt „ausgezeichnet“ wurde. Ein sicherlich zweifelhafter Ruf, aber die Anzahl der tödlichen Unfälle spricht für sich. Die Straße verbindet die Stadt La Paz mit dem kleinen Ort Coroico, knapp 100 km nordöstlich von La Paz am Rand des Beni-Beckens, und war bis vor Kurzem die einzige befahrbare Verbindung zwischen Altiplano und Tiefland. PKW und LKW mussten sich auf max. 3,50 Meter Breite den 65 km langen La Cumbre-Paß herunter- bzw. heraufquälen. Heute gibt es für den Autoverkehr auf der gegenüberliegenden Bergflanke eine neue zweispurige Asphaltstraße, wobei die alte Straße immer noch eine Lebensader für die umliegenden Dörfer in den Yungas ist, da über sie die Lebensmittelversorgung erfolgt. Ganz autofrei ist die Death Road folglich nicht.

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Das Wetter ist gut für die Biketour und nach Materialprüfung geht es mit puckerndem Herzen los. Der Start ist auf 4.650 Meter Höhe, dem Scheitel des Abre La Cumbre. Der Anfang der Strecke ist unspektakulär und das schnelle Herabsausen verschafft den Fahrern den ersten Adrenalinrausch. Nach einer kurzen Pause in einem Örtchen an der Strecke verwandelt sich die Straße dann in eine einspurige echte Dirt Road mit vielen engen Haarnadelkurven, manchmal rutschigem Belag und Wasserdurchfahrten.

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Teilweise ist die Straße direkt in die steilen Felswände gehauen worden und zur Linken geht es tausend Meter tief hinunter ins grüne Dickicht. Nichts, was einen Fall stoppen könnte. Kaum vorstellbar, daß sich hier früher die Autos gezwungenermaßen aneinander vorbei quetschen mussten. Daß dies bei der halsbrecherischen Fahrweise der Bolivianer nicht immer gut ging zeigen die unzähligen Kreuze am Rand der Fahrbahn.

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Nachdem 65 km abwärts gerast, rund 3.500 Höhenmeter bewältigt sind und ein Tag voller Spaß, Spannung, Konzentration und Schweiß hinter ihnen liegt erreichen die Jungs das Städtchen Coroico mit seinem subtropischen Klima. Meine Helden haben es geschafft und dürfen sich offiziell jetzt „Survivors of the Death Road“ nennen … und mir fallen die Anden vom Herzen!

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6.8.2014: Happy Birthday…

… to you, happy birthday to you, happy birthday liebster Hugo, happy birthday to you!

 

Heute wird nicht nur Hugos Geburtstag gefeiert, sondern das Land Bolivien begeht auch seinen Nationalfeiertag. Hugo, Flo und Yannic beschließen, den Tag auf der berüchtigten Death Road, der Abra La Cumbre, zu verbringen. Dazu später mehr…

La Paz City Sightseeing

Mit den beiden Jungs unternehmen wir zwei Ausflüge, um uns einen Überblick über die wichtigste Stadt Boliviens, Dreh- und Angelpunkt von Politik, Wirtschaft und Tourismus, zu verschaffen. Mit einer neuen, von einem österreichischen Unternehmen gebauten Seilbahn fahren wir bis auf die Kante von El Alto. Der Blick aus der Luft ist spektakulär: Die 2 Mio Einwohner-Stadt zieht sich aus dem windgeschützten tiefen Talkessel rund 1.000 Meter die Berghänge hoch, überragt von den schneebedeckten Gipfeln der Cordillera Real.

Das Stadtbild ist geprägt von modernen, nicht immer schönen, Hochhäusern in der tief gelegenen Innenstadt und unzähligen ärmlichen Lehmhütten, die wie braune Schwalbennester dicht an dicht an den steilen Hängen kleben, bis sie am Rand des Altiplanos an den tiefblauen Himmel stoßen. Leben in La Paz kann auf eine simple Formel gebracht werden: Je tiefer man wohnt um so wohlhabender ist man und desto dicker ist die Luft zum Atmen.

Aus der Gondel erkennen wir, daß sich weitere Seilbahnen im Bau befinden, die offensichtlich die verschiedenen Stadtteile zukünftig à la Wuppertal miteinander verbinden sollen. Das ist mal eine gute Idee, denn der Verkehr ist mörderisch und ein U-Bahn-Bau kaum möglich. Und wem haben wir dieses Projekt zu verdanken? Meinem speziellen Freund Senor Morales, der sich zumindest auf großformatigen Plakaten damit einmal mehr unübersehbar schmückt.

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Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus zwei Stunden durch La Paz und schauen uns die Stadtviertel etwas genauer an. Am Paseo El Prado, die Lebensader der Stadt, wechseln sich koloniale Prachtbauten mit modernen Geschäfts- und Bürohäusern ab. Viele Häuserfronten sind mit Graffity bedeckt, teilweise sehr kunstvolle und farbenfrohe Bilder aus der Andenkultur, aber meistens leider nur gewöhnliche Schmierereien.

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Die Innenstadt wimmelt vor Menschen: Indigenas in ihren bunten Andentrachten, die an kleinen Straßenständen Obst, Gemüse, Süßigkeiten oder Brot anbieten, Geschäftsmänner und –frauen in Hosenanzügen, junge Menschen in Jeans und T-Shirt, Gaukler, die Zauberkunststücke vorführen, Nonnen in ihren tristen Gewändern, Männer, die Fossilien verkaufen möchten …

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Hinter der barocken Basilica San Francisco mit ihrem wuchtigen Glockenturm bummeln wir durch die steil ansteigende Calle Sagarnaga, wo es Pullover und die typischen Ponchos aus Alpakawolle, alte Stoffe, bunte Taschen mit Indio-Mustern und Llama-Felle zu kaufen gibt. In der Calle Linares, der Zaubergasse oder dem Hexenmarkt, verkaufen alte Frauen mit zerfurchten Gesichtern Heilpflanzen, Steine, geheimnisvolle Pülverchen und allerhand Mittelchen gegen Krankheiten oder böse Geister. Hier entdecken wir an den Verkaufsständen auch erstmals die Llama-Embryos, die als Glücksbringer beim Hausbau in die vier Ecken eingemauert werden.

66% Kinderkram

In diesem Monat kommen 66% unserer Kinder zu Besuch, die fehlenden 33% dann im kommenden Jahr. Florian und sein Freund Yannic landen heute früh um kurz nach 5.00 Uhr in El Alto. Wir stehen auf dem Flughafen in der dünnen Luft hinter der Glasscheibe und sehen die American Airlines Maschine in der Dunkelheit einschweben. Ihre Parkposition ist direkt vor uns und so können wir aus nächster Nähe die Passagiere über die herangerollte Treppe aussteigen sehen. Wir schauen und schauen, aber kein Flo und kein Yannic in Sicht. Haben sie den Anschlussflug in Miami verpasst? Hat der Zoll in Miami sie mit unseren ganzen Bestellungen (diverse Ersatzteile für den Mog, ein Pad, Ceranfeldreiniger, Nutella usw.) nicht weiterreisen lassen? Langsam werden wir nervös, was den in der dünnen Luft ohnehin schon beschleunigten Puls nochmals erhöht, aber dann, als letzte Passagiere, steigen die Zwei aus. In kurzen Hosen auf über 4.000 Metern bei Minusgraden! Wir freuen uns!

Zoobesuch

Während Hugo in der Luft ist besuche ich den sehr schön angelegten Zoo in der Nähe des Landeplatzes, der fast ausschließlich hier in Bolivien beheimatete Tiere der Hochebenen, der Nebelwälder und des Dschungels beherbergt. Neben Andenbären, Affen, Schlangen und verschiedenen Vögeln gibt es auch eine unerwartet große Vielzahl von Raubkatzen, Kondore und natürlich Llamas. Einziger Exot, der nicht hier hin gehört, ist ein Löwe, der vermutlich aus irgendeinem Zirkus stammt und hier eine neue Heimat gefunden hat.

Mein Herz schlägt für die seltenen Vicunas mit ihrem zarten Körperbau und ihren übergroßen langbewimperten Augen. Ein zutrauliches Vicuna-Mädchen lässt sich von mir sogar genüsslich am Kopf kraulen, aber dann kommen zwei Hengste mit angelegten Ohren angaloppiert, stellen sich auf die Hinterbeine, legen die Vorderläufe auf das Gatter und schleudern eine gewaltige Ladung Rotz in meine Richtung. Zum Glück bin ich rechtzeitig einige Meter zurück gewichen, so daß sie ihr Ziel verfehlen.

Vicunas wurden wegen seiner seidenfeinen Wolle, der teuersten Naturfaser der Welt (Kilo = ca. EUR 500), fast ausgerottet und sind heute nur Dank strengster Schutzbestimmungen wieder in den Hochanden zu finden. Durch ihre spezifischen Bluteigenschaften können die Tiere sowohl in Höhen bis zu 5.000 Metern als auch in wüstenartigen Hochsteppen überleben.

Hier im Zoo bietet sich die einmalige Gelegenheit, auch die riesenhaften Kondore aus der Nähe zu betrachten. Nicht gerade mit Schönheit gesegnet beeindrucken sie durch ihren Körperbau und ihre ungeheure Spannweite von über 3 Metern. Aber nichts und niemand ist nur häßlich und so haben die Kondore zauberhafte schneeweiße Federkränzchen um ihren Hals, um die sie Prinzessinnen beneiden würden. Leichte thermische Aufwinde reichen aus, um den Kondor in Höhen von über 5.000 Metern zu tragen. Bei den Inka wurde der der König der Anden als heiliges Tier, als Symbol des Lichtes und der Sonne, verehrt.