Same same but different

Die Landschaft des Pantanal und seine Tierwelt werden über viele Kilometer noch unverändert bleiben, aber mit dem simplen Schlagbaum, der die Grenze zwischen Brasilien und Bolivien markiert, ändert sich alles andere im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig. Die fröhliche Offenheit und Neugier der Brasilianer weicht einer distanzierten Zurückhaltung der beiden bolivianischen Grenzbeamten. Es gibt hier an der Grenze keinen Computer; mit Bleistift werden unsere Daten auf einem Stück Papier notiert. Die offizielle Anmeldung erfolgt erst einige Kilometer später in San Mathias. Mit dem Schlagbaum endet auch die Asphaltstraße. Die nächsten 470 Kilometer bis Concepcion führen über Erdpiste durch zunehmend undurchdringlichen Urwald.

Pantanalhirsch

Und mit dem Schlagbaum endet leider auch die Sauberkeit und die Vermüllung beginnt. San Mathias erstickt schon fast in Plastikmüll, der gedankenlos auf die Straße geworfen wird und auch bei tropischen Temperaturen leider eben nicht verrottet. Bolivien zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und Umweltbewusstsein ist hier noch Luxus.

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Wir kreisen mit unserem Unimog mehrmals kreuz und quer durch die kleine Ortschaft, bis wir die Migración finden. Problemlos werden die 90 Tage Aufenthaltsgenehmigung in unsere Dokumente eingetragen.

Migracion San Mathias

Mit den Papieren fahren wir zum Zoll etwas außerhalb des Städtchens. Dort erklärt uns der junge Zollbeamte, daß er von allem Kopien benötigt, er aber keinen Kopierer hat. In puncto Büroartikel ist er ansonsten jedoch bestens bestückt: Auf einem Regal stapeln sich in bester Loriot-Manier unzählige Kisten von Büroklammern, die bei dem mageren Grenzverkehr hier bis zum Jahr 3000 ausreichen sollten.

Wir fahren zurück ins Zentrum und suchen einen Copy Shop. Wir kopieren alle Unterlagen und stellen dabei fest, daß auf allen Dokumenten 90 Tage eingetragen sind – mit einer Ausnahme: Auf Hugos Touristenkarte sind nur 30 Tage eingetragen. Absicht oder Fehler? Im Zweifel kann das bei Überziehung der Frist, da er der Fahrzeughalter ist, richtig Ärger bis hin zu Beschlagnahmung des Fahrzeuges bedeuten. Und da wieder rauszukommen kostet in der Regel eine Menge Geld und noch mehr Zeit. Also wieder zurück in die Migración und alles von vorne. Nachdem schlussendlich überall 90 Tage eingetragen sind und wir die Kopien haben geht es wieder zum Zoll. Dort werden alle Angaben über Internet erfasst, nur dieses ist so langsam, daß der Prozess ewig dauert. Nachdem alle Formalitäten erledigt sind ist es zu spät zum Weiterfahren und wir verbringen den Abend und die Nacht in San Mathias. Im Abstand von ein paar Stunden kommen zwei vom Pistenstaub rot gepuderte Overlander aus Santa Cruz an, das Gepäck der Fahrgäste auf dem Dach unter Planen festgezurrt, aus den eigentlichen Gepäckfächern unten im Bus werden große Säcke Kartoffeln, Zwiebeln, Maniok und Orangen ausgeladen. Frauen mit langen Zöpfen in landestypischer Tracht räumen die Lebensmittel in die kleinen Verkaufsstände entlang der staubigen Straße. Brasilien ist keine zehn Kilometer weit weg, und doch Lichtjahre entfernt.

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