Abschied von Brasilien

Dafür, daß Brasilien für unsere erste Tour nicht vorgesehen war, haben wir es ganz schön lange ausgehalten: Insgesamt zwei Monate waren wir hier unterwegs und haben es trotzdem nur gestreift, nur einen Bruchteil dieses großen und großartigen Landes kennenlernen können.

Es hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht. Dieses Land ist ein Gigant, der vor Kraft und Energie nur so strotzt. Weltweit unter den TOP TEN der Wirtschaftsmächte hat es den Sprung vom Entwicklungsland längst geschafft und verfügt über immense Ressourcen, sowohl was Rohstoffe als auch was manpower angeht. Viele Märkte werden dominiert von starken brasilianischen Marken, zum Beispiel die Bekleidungs- oder Möbelindustrie. Die „üblichen Verdächtigen“ namens Hilfiger, Calvin Klein, Benetton usw. findet man hier selten, wenn überhaupt, dann nur in den Malls sehr großer Städte. In Design und Qualität reichen die einheimischen Textilien, Schuhe usw. an die amerikanischen oder europäischen locker heran. In anderen Bereichen wie zum Beispiel der Elektroindustrie gibt es – noch – qualitative Unterschiede, aber diese Lücken werden sicherlich schnell geschlossen werden. Knowhow läßt sich im Zweifel einkaufen.

Im wirtschaftlich weniger starken Norden des Landes sieht es derzeit vielleicht noch etwas anders aus, aber trotzdem: Brasilien benötigt keine Unterstützung von außen mehr. Die verbleibende Lücke, das letzte Quentchen, muß und kann es aus eigener Kraft schaffen, indem innenpolitisch die Stellschrauben entsprechend justiert werden. Jeder Entwicklungshilfeminister, der bei einem Besuch durch die Favelas von Rio geschleust wird und aufgrund dessen dem Land noch Gelder zusagt, gehört gehauen.

Wir reisen über Cacéres aus und müssen dazu bei der lokalen Polizeistation offiziell auschecken, rund 100 km vor dem eigentlichen Grenzübergang nach Bolivien. Die Straße ist gut ausgebaut, sehr wenig befahren und endet mitten in der Landschaft an einem einfachen Schlagbaum und einem Holzhäuschen vom Format eines Dixie-Klos.

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