Ziemlich beste Freunde

In den vergangenen Monaten hat sich zwischen Hugo und Unimoppel eine fast symbiotische Beziehung gebildet. Der eine kann nicht mehr ohne den anderen. Liebevoll wird mit der Infrarotpistole regelmäßig die Temperatur des Motors oder der Vorgelege gemessen – manchmal auch die des Lagerfeuers oder die von umherlaufenden Hühnern -, alle 1.000 km ein Liter Öl nachgefüllt (mit seinen dreißig Jahren ist Unimoppel schon ein Oldtimer und darf ein legitimes Laster haben), die Anzeigetafel für Energie- und Wasserversorgung hin- und hergeschaltet, die Solarzellen auf dem Dach von Laub und Staub befreit, Diesel von einem Tank in den anderen umgepumpt und so weiter und so fort. Zum Glück bin ich nicht der eifersüchtige Typ …

Da wir erst auf die allerletzte Minute vor unserer Abreise im Februar mit dem Ausbau der Wohnkabine fertig geworden sind, hatten wir keine Gelegenheit, unser rollendes Zuhause gründlich zu testen. Wir sind eine Nacht offroad im Halberbrachter Wald herumgerumpelt, mehr oder weniger im Blindflug, da die Zusatzscheinwerfer noch nicht angebracht waren, aber das war´s auch schon. Zu mehr Tests reichte die Zeit einfach nicht mehr. An Bord der Grande San Paolo haben wir uns manches Mal gefragt, ob wir nicht vollkommene Idioten sind, gleich die erste Tour direkt in Südamerika zu starten. Mut und Dummheit sind bekanntlich Geschwister…

Bisher funktioniert alles überraschend gut und wir sind sehr zufrieden. Unimoppel bewährt sich bestens. Nach längeren Fahrten auf rappeligen Erdpisten hat er manchmal die ein oder andere Schraube locker, die dann nachgezogen werden muß, die Temperaturanzeige für den Motor haben wir ausgetauscht und ab und an zieht die Trinkwasserpumpe Luft, aber das ist auch schon alles an Kinderkrankheiten.

Bei sehr steilen Bergauffahrten verlangsamt sich die Fahrt allerdings so drastisch von 70 kmh auf gefühlte 3 kmh, daß ich denke: „Jetzt rollen wir gleich jeden Moment rückwärts“ und Herzjagen bekomme, aber das sind die Momente, wo Hugo mir beruhigend auf´s Knie klopft und sagt:“Schatz, wir haben noch zwei …(Gänge)“. Okay, bis zu den gewaltigen Andenpässen müssen Unimoppel und ich an unserer Beziehung wohl noch etwas arbeiten.

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