Der Kreis schließt sich

Wir durchqueren die grüne, wenig abwechslungsreiche Landschaft von Entre Rios und erreichen das Ufer des Rio Uruguay, den „Fluß des bunten Vogels“, der die Grenze zu Uruguay bildet. Über eine steile Brücke geht es hinüber auf die andere Seite, dann erfolgt die unkomplizierte Aus-/Einreise beim Grenzübergang Fray Bentos.

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Hier, an diesem einfachen Grenzübergang, stauen sich lange Schlangen von LKW, die überwiegend mit landwirtschaftlichen Gütern und Holz beladen sind. In den Nischen zwischen den unzähligen, völlig eingestaubten Wagen floriert der heimliche Tauschhandel: Säckeweise finden hier Zwiebeln, Orangen, Mais und auch manches Handy einen neuen Besitzer. Die Offiziellen schauen weg oder mischen munter mit. Mit unserem Unimog sind wir schnell mit den Menschen in Gespräche verwickelt, werden in der Abfertigungsschlange zuvorkommend vorgewunken und sind schwupps dort, wo alles für uns begann.

Wir sind wieder in Uruguay und unser Reisekreis hat sich nach einem Jahr fast geschlossen. Wir erledigen die Grenzformalitäten mit erstaunlich wenig Papierkram, dann knallt der Gedanke an das bevorstehende Ende unserer Tour mit Wucht in unser Bewußtsein und nimmt uns für einem Moment die Luft. Ziemlich schweigsam verbringen wir die nächsten Stunden. Ist die Zeit unserer Reise wirklich und wahrhaftig schon um? Ja, fast. Ein paar Tage bleiben uns noch.

Vor uns liegen noch gut vierhundert Kilometer quer durch das Land bis nach Montevideo. Die Fahrt ist schön, die Ortschaften, die wir passieren, sind einfach und authentisch und tragen so schöne Namen wie Dolores, Mercedes oder Rosario. Uruguay hat uns am Anfang unserer Reise mit seiner Aufgeräumtheit, seiner Gelassenheit schon positiv überrascht und dieser erste Eindruck verstärkt sich jetzt noch.

Nach weiteren zwei Tagen durch sanft-hügelige Felder, Wiesen und Weiden liegen das Blau des Atlantik und das Häusermeer Montevideos vor uns.

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Wir fahren die doppelspurige Uferstraße entlang, vorbei am Hafen und dem großen Tor, durch das wir ein Jahr zuvor mit unserem Unimoppel nach 46 Tagen Atlantiküberfahrt von Bord der Grande San Paolo rollten, voller Spannung, voller Erwartungen, voller Neugier, was dieser Kontinent für uns bereit halten würde. Wie wird das Jahr wohl werden? Wird alles klappen? Alles gutgehen? Greenhorns, die wir damals waren, hatten wir bei unserer Ankunft in Südamerika nur ein kleines Vorgefühl, wie reich an schönen Erlebnissen wir ein Jahr später sein würden.

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Jetzt müssen wir uns entscheiden, wie und wo wir unsere letzten Tage verbringen möchten. Ein paar Tage Stadt mit Tango, Kultur, Nightlife und Sightseeing in Buenos Aires erleben oder die Reise doch lieber in der Abgeschiedenheit der Dünen entlang der Atlantikküste ausklingen lassen? Wir hören auf unsere innere Stimme und entscheiden uns spontan für letzteres. Stadtleben, überfüllte Straßen, ein pralles Konsumangebot und die damit verbundene Hektik werden wir in Deutschland wieder früh genug haben. Längst ist entschieden, daß Unimoppel hier in Uruguay bleibt für eine weitere Reise und so kann Buenos Aires locker warten bis zum nächsten Mal.

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