Amaichá del Valle

Irgendwann ist die Detour zu Ende und wir können unserem geplanten Routing wieder folgen. Bevor es nach Salta geht möchten wir die abgelegenen Valles Calchaquies besuchen, eine 300 Kilometer lange Kette zusammenhängender Hochtäler am Osthang der Anden. In Serpentinen geht es durch die Yungas, den nebelverhangenen Urwald mit tropischer Vegetation, nonstop 1.500 Meter bergan bis auf über 2.000 Meter. Viele Urwaldriesen tragen Röckchen“ aus Parasitenpflanzen oder ganze Vorhänge aus Lianen. Die spektakuläre Fahrt führt auf nur wenigen Kilometern durch vier Klimazonen und über eine tiefe Schlucht.

Dann öffnet sich vor uns ein weites Tal mit einem großen Stausee. Wir passieren Tafi del Valle, das Tor zu den Dörfern in den Hochtälern, anschließend steigt die Straße weitere tausend Meter an und wir erreichen auf dem Paso Infernillo die 3.000 Meter-Marke. Nach dem Scheitelpunkt schlängelt sich das Asphaltband in großen Schleifen wieder bergab und wir haben einen fantastischen Blick auf das vor uns liegende, mit großen Kakteen bewachsene Tal von Amaichá mit der gigantischen Andenkette im Hintergrund, der Cordillere.

Auch jetzt am Nachmittag bei sengender Sonne hat sich der Nebel an den Hängen noch nicht vollständig verflüchtigt.

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Aimaichá del Valle liegt auf knapp 2.000 Metern und ist eine Comunidad Indigena, eine Gemeinde von Ureinwohnern vom Stamm der Calchaquies. Das Land hier gehört der Gemeinde und darf weder an Privatpersonen noch an Unternehmen, weder an Ausländer noch an Einheimische verkauft werden, man kann es lediglich befristet pachten. Argentiniern und dauerhaft in Argentinien ansässigen Ausländer kann von der comunidad ein Bleiberecht auf Lebenszeit gewährt werden.

Der kleine Ort, dessen 5.000 Einwohner großflächig verteilt in einfachen, aber sehr gepflegten Häsuern leben, ist ruhig und idyllisch. Keine laute Musik, wenig Verkehr, keine Hektik. Wir parken direkt im Zentrum an der kleinen plaza und die Menschen begegnen uns gelassen, sehr freundlich und unaufgefordert hilfsbereit. Einer sagt uns, wo es das beste Brot zu kaufen gibt, der nächste empfiehlt uns einen Metzger für das beste Fleisch, wieder einer möchte uns zu einer bekannten Holzstatue führen, die hier anscheinend große Bedeutung besitzt. Wir werden hier, obwohl wir bestimmt ein unübersehbarer Fremdkörper sind, herzlich aufgenommen und fühlen uns sofort wohl. Die Menschen hier haben Zeit füreinander, und so komme ich beim Rundgang um die plaza mit einer älteren Indigena ins Gespräch. Sie erzählt von sich und ihrem Leben hier, daß Amaicha 350 Sonnentage im Jahr hat, aber im Winter kurzzeitig auch manchmal so viel Schnee fällt, daß die Busse ihren Betrieb einstellen müssen. Der Nebel reicht, um hier im Hochtal alles wachsen zu lassen, und so kann sich Amaichá weitestgehend vollständig selbst versorgen. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft trocken, aber unterirdisch gibt es viele Wasserquellen, mit denen die Felder bewirtschaftet werden. Die plaza ist rundum mit einfach getünchten und manchmal kreativ bemalten Häuschen bebaut. In einem davon erstehen wir einen kleinen Topf reinen Kaktusblütenhonig, süß-herb und von fast schwarzer Farbe. Er paßt wunderbar zum hausgemachten Ziegenkäse diese Region.

Auf einigen Gebäuden sind bunte Handabdrücke zu finden, die Ausdruck des hier noch stark gelebten indianischen Glaubens an Pachamama sind. Er besagt, daß die Arbeit, die Gedanken und die Weisheiten die Hände der Pachamama sind, der zu Ehren hier in Amaichá ein Museum errichtet wurde.

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