Ende der Kultur

Die ersten menschlichen Spuren auf Feuerland werden datiert auf 10.400 v. Chr. und die Wissenschaftler vermuten, daß diese Menschen während der letzten Eiszeit über die zugefrorene Magellanstraße von Norden kommend einwanderten. Charles Darwin, der 1834 mit der Beagle auch nach Feuerland kam und dafür bekannt ist, in der Regel vorurteilsfrei auf Menschen zuzugehen, hatte für die dortigen Ureinwohner überraschenderweise nur verächtliche Worte übrig. Er nannte sie „Untermenschen ohne geistiges Leben“, sicherlich Ausdruck des damaligen Zeitgeistes. Die europäische Öffentlichkeit stellte sie auf eine Stufe mit Tieren, und manch Eingeborener wurde gefangen genommen, per Schiff nach Europa befördert und dort auf Aufstellungen als „exotisches südamerikanisches Tier“ präsentiert.

Dabei hatten sich die Ureinwohner perfekt an die harten Lebensumstände an der Südspitze des Kontinentes angepasst. Die Selknam im Norden der Hauptinsel lebten als Fußjäger überwiegend von Guanakos, aber auch von Wasservögeln und Muscheln. Die Wassernomaden Yamana ganz im Süden in der Region des Beagle-Kanals zogen mit ihren Kanus, die aus mit Walsehnen vernähten Baumrinden gefertigt wurden, durch die Kanäle zwischen den feuerländischen Inseln und über das küstennahe Meer. Die Männer fertigten aus Walknochen Harpunen und jagten die nahrhaften und fettreichen Seelöwen, die Frauen tauchten im Meer nach proteinhaltigen Krebsen und Muscheln. Ihren nackten Körper schützten die Menschen vor Kälte und Regen einzig durch dickes Einreiben mit Seelöwenfett.

Ihr Leben verlief ruhig und störungsfrei, bis die Europäer und ihre Missionare die Bühne betraten. Besonders die Prediger der South American Mission Society richteten mit ihrer überzogenen Prüderie immensen Schaden an. Sie zwängten die Ureinwohner in Kleidungsstücke, zumeist alte, abgelegte Lumpen, die im feuchten Klima Feuerlands nie richtig trockneten. Lungenentzündung und Tuberkulose grassierten; viele Yamana erkrankten und starben. Die Landnahme, protegiert durch eine skrupellose Siedlungspolitik, war ebenfalls brutal: Für jeden getöteten ureinwohner wurde ein Kopfgeld bis zu einem Pfund Sterling bezahlt. Hinzu kamen die vielen, von den ab 1860 zunehmenden Siedlern eingeführten Krankheiten wie Pocken, Röteln und Masern, denen die Yamana, Selknam und Manekenk schutzlos ausgeliefert waren. Von den ursprünglich gezählten über 10.000 Yamana lebten 1883 gerade einmal noch 3.000, 1910 nur noch 350. In nur fünfzig Jahren hatten die Weißen es geschafft, die Ureinwohner bis auf einige wenige auszurotten. Heute leben noch eine Handvoll Nachfahren östlich von Puerto Williams auf der Isla Navarino; eine einzige Person beherrscht noch die Sprache Yaghan, die Reverend Thomas Bridges in seinem Wörterbuch auf der Estancia Haberton verewigte. Ein trauriges Schicksal, welches viele Urvölker dieser Welt teilen.

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