Feuer. Land.

Fernando de Magallanes, der Portugiese, der mit dem Auftrag des spanischen Königs Karl V. um die Welt segelte, einen westlichen Seeweg nach Indien und zu den Gewürzinseln zu finden, war der erste Europäer, der den schiffbaren Kanal zwischen der Inselgruppe und dem Kontinent entdeckte und 1520 seinen Fuß auf Feuerland setzte. Francis Drake war rund sechzig Jahre später auch nur an der zeitsparenden Passage und weniger an dem kargen, stets windigen Land interessiert. Zwei holländische Kapitäne, Willem Cornelisz Schouten und Jacob Le Maire aus Kap Hoorn, entdeckten dann 1615, daß Feuerland kein mit dem Südpol verbundenes Festland ist, wie man bis dahin glaubte, sondern eine Inselgruppe. Sie gaben dem südlichsten Punkt den Namen ihres holländischen Heimathafens. Kapitän Fitz Roy, Kommandant der Beagle, mit der Charles Darwin um die Welt reiste, entdeckte dann 1834 den nach seinem Schiff benannten Beagle-Kanal, der nördlich von Kap Hoorn zwischen der Hauptinsel und der Isla Navarino verläuft und einen Weg in geschützte, vergleichsweise ruhige Gewässer eröffnete.

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Aber es war ein Deutscher, der Flugpionier Günther Plüschow, der den Archipel erstmals aus der Luft sah. Am 3ten Dezember 1928 brachte er mit seiner offenen, einmotorigen Doppeldecker-Maschine vom Typ Heinkel He 24 W mit der Kennung „Tsingtau D 1313“ die erste Luftpost von Punta Arenas nach Ushuaia. Drei Jahre später verunglückte er zusammen mit seinem Bordmechaniker Ernst Dreblow nahe des Perito-Moreno-Gletschers am Fitz- Roy-Massiv tödlich, als das Flugzeug in den Rio Brazo stürzte. Noch heute wird Plüschow auf Feuerland sehr verehrt; Straßen tragen häufig seinen Namen, in Museen findet man umfangreiche Dokumentationen über ihn und auf dem Gelände des Aeroclub von Ushuaia ist seit 2011 eine originalgetreue Replik seines Doppeldeckers ausgestellt, der leider beim letzten Sturm eine der Tragflächen abgebrochen ist. Seine Eindrücke hat Plüschow in seinem abenteuerlichen Reisebericht „Silberkondor über Feuerland: Mit Segelkutter und Flugzeug ins Reich meiner Träume“ dokumentiert, ein auch heute noch sehr lesenswertes und faszinierendes Buch. Die ersten bewegten Bilder aus der Luft von der überwältigenden Schönheit Südpatagoniens und Feuerlands zeigte sein gleichnamiger Film.

Wie kam Feuerland zu seinem Namen? Der Chronist Magellans, Pigafetta, behauptet, bei der Ankunft seien schon aus großer Entfernung überall entlang der Küste die lodernden Feuer der einheimischen Völker zu sehen gewesen. Andere wiederum sagen, die Inseln tragen den Namen aufgrund des sich im Herbst leuchtend-rot verfärbenden Waldes. Wir sagen, wer Feuerland einmal erlebt hat, ist „Feuer und Flamme“, so wie wir. Vielleicht sind es aber auch die spektakulären Sonnenuntergänge, die die Kulisse majestätischer schneebedeckter Berge an langen Sommerabenden in sanftes, geradezu magisches Licht tauchen, die der Inselgruppe den Namen geben.

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Der Norden Feuerlands besteht aus flachem Tafelland mit kargem Bewuchs, der Süden hingegen erinnert uns stark an das bergige chilenische Patagonien mit undurchdringlichen Wäldern, welches wir schon kennen. Hier finden sich die letzten Ausläufer der Anden-Kordillere mit vergletscherten Gipfeln bis zu 2.500 Metern Höhe.

Kilometer um Kilometer fahren wir auf der Ruta 3, der Panamericana, weiter in den sich immer mehr verjüngenden Zipfel dieser Wundertüte namens Südamerika. Wir haben die Landkarte des riesigen Kontinents vor unserem geistigen Auge und das Gefühl, über die immer schmaler werdende Landmasse zu rutschen und in die eisigen antarktischen Fluten zu stürzen, wenn wir Unimoppel nicht rechtzeitig zum Stehen bringen.

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