Welthauptstadt der Forelle

Ushuaia am südlichsten Ende Feuerlands liegt noch ca. 450 Kilometer entfernt und wir müssen ein Stück durch Chile fahren, um dorthin zu kommen. In Monte Aymond verlassen wir Argentinien und reisen wieder in Chile ein. Die Pan Am trägt hier den schönen Namen „Ruta del Fin del Mundo“ – Straße zum Ende der Welt. Genau da möchten wir hin.

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Die chilenischen Grenzformalitäten kennen wir schon im Schlaf und haben wieder eine Banane, eine Zwiebel und ein paar Kartoffeln strategisch gut auffindbar im Wagen platziert. Diesmal heißt es jedoch mit einem verschmitzten Grinsen des Grenzbeamten „Eat banana“, was Hugo prompt erledigt. Zwiebeln und Kartoffeln wandern abends vermutlich in den Kochtopf des Grenzers, der gute Chia-Samen usw. bleibt uns erhalten :-).

Eine Fähre setzt uns in einer halben Stunde über die Magellan-Straße, dann sind wir auf Feuerland angekommen. Der Archipel mit seiner Hauptinsel und zahlreichen vorgelagerten Eilanden ist der südlichste Punkt der Erde, der nicht von ewigem Eis überlagert ist. Der deutlich größere Teil gehört zu Chile, aber der argentinische Teil ist erheblich dichter besiedelt. Über einige Jahre lockte die Regierung Argentiniens Unternehmen und Siedler mit Steuerfreiheit und anderen Vergünstigungen, die inzwischen aber wieder abgeschafft wurden. Die Menschen sind Wind und Wetter zum Trotz geblieben.

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Die staubtrockene Pampa mit ihrem ewig gelben Büschelgras, den Schafen und Guanacos setzt sich auch auf Feuerland fort und die „Straße zum Ende der Welt“ fühlt sich im chilenischen Teil genauso an, wie man sich eine „Straße zum Ende der Welt“ vorstellt: als eine von abgrundtiefen Schlaglöchern übersäte schlechte Piste. Trotz Luftablassens ist die Fahrt streckenweise eine Tortur und wir kommen nur langsam voran. In San Sebastian wechseln wir dann wieder von Chile nach Argentinien; die Genzübergänge liegen durch zwanzig Kilometer Niemandsland voneinander getrennt. Als wir am argentinischen Posten aus dem Wagen steigen huscht neben uns ein kleines Gürteltier durchs Gras. Die PanAm ist ab hier wieder geteert und wir steuern Rio Grande, eine windzerzauste Hafenstadt an der Atlantikküste an, um Lebensmittel und Diesel zu bunkern. Am großen Kreisverkehr vor der Stadt staunen wir nicht schlecht:

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Wir sind in der „Welthauptstadt der Forelle“ angekommen und wie wir im Laufe des Tages auf Bildern sehen, die überall hängen, werden hier Exemplare mit bis zu 17 Kilo Gewicht gefischt. An dieser Stelle Gruß an Thomas: Die Meßlatte in puncto Forellen liegt jetzt natürlich deutlich höher!

Angler und Fliegenfischer schwärmen über die gewichtigen Meerforellen, die hier in den kalten Küstenflüssen gefangen werden können. Die Forelle ist kein endemischer Fisch in Feuerland, sondern erste Exemplare der Lachsforelle wurden von John Goodall 1935 eingeführt, fanden reiche Nahrung in den Flüssen und wanderten ins Meer hinaus. Da die Bestände kontrolliert werden ist wildes Angeln nicht erlaubt, sondern man muß zuvor eine nicht ganz billige Angellizenz erstehen. Amerikanische Spezialveranstalter wie The Fly Shop bieten Pauschalarrangements mit Aufenthalt auf einer der umliegenden estancias an, die pro Woche gerne auch mal USD 5000 kosten – ohne Flug, wohlgemerkt.

Der Wind hier auf Feuerland ist mörderisch. Für die Nacht suchen wir eine geschützte Stelle außerhalb von Rio Grande hinter einem Felsenhügel in den grasbewachsenen Dünen am Atlantik. Der Tidenhub beträgt hier bis zu 15 Metern, also fahren wir nicht bis ans Wasser. Viele Wasservögel sind hier zuhause oder im hiesigen Sommer zu Gast; einige der schön gefiederten Schnepfen- und Gänsearten kommen aus der arktischen Tundra und legen auf ihrer Reise über 17.000 km pro Strecke zurück. Wir sehen viele dieser Langstreckenflieger, die hier in den Dünen und Lagunen entlang des Ozeans ihren Nachwuchs großziehen.

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Hinter Rio Grande geht die Fahrt durch die Steppenlandschaft weiter, dann ändert sich die Landschaft allmählich. Nach langer Zeit – seit unserer Abreise aus Coyhaique vor einer Woche – sehen wir erstmals wieder Flächen mit Bäumen, wenig später wird es bergig.

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2 Gedanken zu „Welthauptstadt der Forelle

  1. Laura und Maurice

    Forellen in Feuerland ?
    Bei der Entdeckung hätte ich gerne Hugos Gesichtsausdruck gesehen,

    und dann auch noch Angeln zum Schnäppchenpreis… 🙂

    Laura

    Antworten

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