Nächtliches Treiben

Von Cusco aus machen wir uns gemeinsam mit Kathrin, Ronald und ihren beiden Kindern Lennert und Elli aus Berlin auf den Weg nach Lima. Ursprünglich hatten wir die Fahrt über Pisten durch die Berge und Täler geplant, die ehemals Hochburg des Sendero Luminoso, des „Leuchtenden Pfades“, waren, der viele Jahre immer wieder durch brutale Überfälle und terroristische Akte auf sich aufmerksam machte. Heute sind die kolonialen Dörfer in dieser Gegend friedlich und fast in ihren Dornröschenschlaf zurück gefallen. Leider reicht die Zeit für diese Strecke nicht, sonst würde Dina ihren Rückflug nach Deutschland verpassen, daher nehmen wir die Strecke über Nasca und dann über die PanAm nach Norden.

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Es geht nochmals richtig rauf auf fast 4.500 Meter, und auf der kargen und windigen Hochebene erwischt uns vormittags sogar ein Graupelschauer, aber zum Glück kein Schnee. Auf den Pässen kurbelt und schaltet Hugo wie ein Weltmeister, so daß sein rechter Arm abends dreimal so dick ist wie der linke. Einen sehr schönen, aber wie sich nächtens überraschend herausstellen soll, äußerst merkwürdigen Stellplatz für die Nacht finden bei den Thermen von Cconos, die tief im Tal an einem Fluß liegen. Mit unseren beiden Fahrzeugen schrauben wir uns eine unbefestigte und abenteuerlich schmale Piste ein paar Hundert Meter im Zickzack den Berg hinunter.

In die Thermalbecken strömt warmes Wasser tief aus dem Erdinneren, in dem etliche Peruaner fröhlich planschen. Wir gehen davon aus, daß wir den abgeschiedenen Platz nach Einbruch der Dunkelheit für uns haben und Ruhe einkehrt, sollen uns mit dieser Annahme aber gewaltig irren. Es hört und hört nicht auf. Immer neue Autos kommen und fahren irgendwann wieder, und selbst als ich mitten in der Nacht im Stundentakt aus dem Fenster schaue herrscht um uns herum reger Badebetrieb. So geht es die ganze Nacht, und dabei ist nicht einmal Wochenende. Uns stört es nicht weiter, wir finden es nur seltsam.

Am nächsten Tag führt uns die Route unter anderem durch ein Reservat für Vicunyas, die dort in der Einsamkeit auf über 4.000 Metern geschützt werden, und wir sehen Tausende dieser hübschen Tiere, bevor die Straße sich dann in Serpentinen aus den Bergen hinunter zur Küste windet.

2 Gedanken zu „Nächtliches Treiben

  1. gaby Heimes

    Hallo Ihr Lieben in Südamerika ,wie jedes Wochenendende haben wir auch heute euren Reisebericht mit Vergnügen gelesen und die Bilder haben uns wieder begeistert . Schade das wir nie den Mut zu einer solchen Reise hatten. Weiterhin gute Reise wünschen Gaby und Alfons

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    1. Daniela Rameil-Erdl Beitragsautor

      Hallo liebe Gaby und lieber Alfons, wir müssen alles einfach aufschreiben, da wir soviel sehen und erleben und sonst bestimmt vieles vergessen würden. Gerne teilen wir unsere Erlebnisse mit Euch und freuen uns, wenn es Euch gefällt! Ich nenne das Ganze auch „therapeutisches Schreiben“, da wir sonst einen Overload im Kopf hätten. Jeder Tag besteht geradezu aus einem Bombardement an Eindrücken – die sich ändernde Landschaft, das landestypische Essen, die vielen Begegnungen mit Menschen. Kurz gesagt: Das Reisen ist mitunter sehr anstrengend und kräftezehrend, aber unglaublich toll! Passende Worte dafür zu finden ist fast unmöglich. Also, nehmt Euren Mut zusammen und kommt her! Einen Wagen für Euch finden wir und sonst binden wir ganz einfach einen Anhänger an Unimoppel 🙂
      Liebe Grüße, Danie und Hugo

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