Cochabamba

Nach vielen weiteren Kilometern über das Altiplano fällt die Hochlandroute in ein weites staubiges Tal ab und wir erreichen am Nachmittag Cochabamba auf 2.600 Metern.Trotz des klaren blauen Himmels liegt ein dicker Deckel aus Feinstaub und Abgasen über der Stadt.

Cochabamba Graffity 1

Da es in Santa Cruz problemlos möglich war, auf dem Public Parking des Flughafens zu stehen und alle Annehmlichkeiten vor Ort zu nutzen, steuern wir durch und durch optimistisch den Jorge Wilstermann Airport an. Prompt verfransen wir uns im Straßenlabyrinth der Innenstadt und landen mitten auf dem Markt La Cancha. Es herrscht ein unbeschreibliches Chaos : Die enge Straße ist nur einspurig, also keine Chance zu wenden, tiefhängende Stromkabel, quer über die Straße gespannte Werbebanner, Marktstände halb auf der Straße, Händler, die ihre Karren zwischen den Autos durchschieben und tausende Menschen machen den Weg auch nicht einfacher. Kurzeitig beschleunigt sich unser Puls, aber nach einer knappen Stunde haben wir uns durchgewuselt.

Am Flughafen finden wir einen schönen Stellplatz. Denken wir vorerst. Mitten in der Nacht hämmert jemand wie wahnsinnig gegen unser Fahrzeug. Metall auf Metall. Wir linsen vorsichtig durch unsere Fenster und stellen als Erstes fest, daß außer uns kein anderes Fahrzeug auf dem Parkgelände stehen. Nicht gut. Dann höre ich einen Funkspruch und entdecke einen Arm mit der Aufschrift „Security“. Wir öffnen das Fenster, nur um von zwei Security Officers zu erfahren, daß nächtliches Parken hier nicht erlaubt ist. Mag ja sein, steht aber nirgendwo. Wir flunkern und jammern ein bisschen, erklären, daß wir auf unsere Kinder warten, die früh am nächsten Morgen aus La Paz einfliegen … und dürfen wenigstens für den Rest der Nacht bleiben. In diesem Land herrscht pure Anarchie: Es gibt Gesetze, Regeln und Vorschriften für jede Kleinigkeit, niemand hier hält sich daran, aber aus Lapalien wird willkürlich eine Riesensache gemacht. Am nächsten Morgen verduften wir und schlagen gegen eine kleine Gebühr unser Quartier im Hinterhof eines Hotelkomplexes etwas außerhalb der Stadt auf. Von dort können wir gut mit dem Taxi ins Zentrum gelangen und uns weiteren Fahrstress ersparen.

Die Stadt mit ihren 800.000 Einwohnern zieht sich die umliegenden Hügel hinauf und wird überragt von der 40 Meter hohen schneeweißen Statue Cristo la Concordia, angeblich die größte begehbare Cristusstatue der Welt.

Cochabamba

Neben Santa Cruz zählt Cochabamba zu den wohlhabendsten Städten Boliviens, wenngleich dieser Reichtum nicht überall sichtbar ist. Dreh- und Angelpunkt des sozialen Lebens ist die Plaza Principal im Stadtzentrum, ein hübscher Platz im Kolonialstil mit Palmen und vielen Bänken, die zum Verweilen einladen. In der Mitte stehen eine Kondorsäule und Anschlagtafeln mit den Seiten der aktuellen Zeitungen.

Condorsäule

Viele Frauen tragen hier die typische andine Tracht: mehrere Faltenröcke in gedeckten Farben übereinander, auf dem Kopf ein kleiner schwarzer Hut ähnlich der Melone von Pan Tau, auf dem Rücken eine geschlungene „Kiepe“ aus leuchtend-buntem Stoff für ihr Hab und Gut, die dunklen Haare zu zwei langen Zöpfen geflochten, an deren Ende kleine schwarze Trodeln eingearbeitet sind. Optisch werden wir mehr und mehr auf die Anden eingestimmt.

Cochabamba Frau mit Hut

Abends sind wir mit Cristian, einem Gleitschirmflieger aus Cochabamba, zum Essen verabredet. Es geht nach La Recoleta, einem schönen modernen Stadtteil nördlich des Zentrums. Nach einem opulenten, landestypischen Mahl inklusive reichlich bolivianischem Merlot möchte uns Cristian noch das Nightlife seiner Heimatstadt ein bisschen vorstellen. Erst geht es in eine Karaoke-Bar, anschließend in einen Salsaschuppen. Wenn Cristian so fliegt wie er Salsa tanzt, dann wird es morgen ein spannender Tag. Es ist zwei Uhr nachts, als wir endlich zuhause sind.

Ein Gedanke zu „Cochabamba

  1. Christoph Bayer

    Immerwieder toll ins Bild gesetzt und geschrieben , als wäre es ein fertiges Buch!!!! Gaaaaaanz Toll!!!!

    Ich beneide Euch, Ihr macht mir ganz schön den Hals lang!!!

    Weiter soo und passt auf euch auf.

    Liebe Grüße

    Christoph

    Antworten

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