Misiones Jesuiticas Chiquitanas

Wie Perlen auf einer Schnur reihen sich die Jesuitenreduktionen auf der Ruta 10 in der südlichen Chiquitania aneinander. In den Missionsdörfern, die zwischen 1691 und 1760 angelegt wurden, lebten je 2000 – 3000 Chiquitos / Guarani in begrenzter Selbstverwaltung. Die Missionen waren so angelegt, daß sie wirtschaftlich autark bestehen konnten, wobei jesuitische Missionare den Reduktionen vorstanden. Pfeiler der Gemeinschaften waren Viehzucht und Landwirtschaft, aber auch handwerkliche Berufe wie Zimmerei, Steinbearbeitung, Schnitzerei und der Bau von Musikinstrumenten. Viele Produkte kann man heute in den kleinen, den Kirchen angrenzenden Museen noch anschauen.

Museum Concepcion 7

Heute stehen die Reduktionen aufgrund ihrer Geschichte und spezifischen Architektur als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO und sind weitgehend erhalten bzw. authentisch restauriert. Um eine große quadratische Plaza lagen an drei Seiten die einstöckigen Wohngebäude der Indigena, an der vierten Seite standen die Kirche und der Glockenturm, dahinter die Werkstätten.

 

In der Obhut der Jesuiten waren die Indigena vor Sklavenhändlern, Ausbeutung und Verschleppung geschützt, daher siedelten sie sich gerne und vor allem ohne Zwang in den Reduktionen an. Die Jesuiten sprachen die Sprache der Indigena, respektierten vorbehaltlos ihre Lebensweise und organisierten den Widerstand gegen Sklavenjäger. Der spanischen Krone zahlten die Reduktionen ganz offiziell Tribut. Christliche und weltliche Neider feindeten jedoch die Jesuiten und ihr erfolgreiches Konzept des multikulturellen Zusammenlebens an und 1767 befahl Kaiser Karl III. die Auflösung der Reduktionen in ganz Südamerika.

Die Restaurierungsarbeiten wurden zu einem großen Teil mit Spendengeldern aus Deutschland finanziert und unter der Leitung des Architekten Hans Roth, der sein Lebenswerk den Missionen widmete, durchgeführt.

Skizze Roth

Die Kirchen sind sowohl von außen wie auch im Inneren mit ihren kunstvoll geschnitzten Säulengängen und Dachkonstruktionen aus Holz kleine architektonische Juwelen. In San Ignacio de Velasco und in Concepcion bleiben wir über Nacht an der Plaza direkt neben der Kirche stehen. Uns gefallen beide Orte sehr gut, besonders die eingeschossige Hausbauweise mit den typischen Laubengängen, in denen sich kleine Geschäfte und Eßstände befinden.

San Ignacio 10

Auch in Paraguay, Brasilien und Argentinien gab es Jesuitenreduktionen, die das gleiche oder sogar ein schlimmeres Schicksal erleiden mussten. Wer sich für das Thema interessiert, dem möchten wir den Film „The Mission“ mit Robert De Niro, Jeremy Irons und Liam Neeson aus dem Jahr 1986 empfehlen, der mit starken Bildern sehr einfühlsam die Geschichte der Jesuitenreduktionen erzählt.

Film The Mission

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