Transpantaneira

Perforiert und blutleer brechen wir vom Portal Paraiso in die Transpantaneira auf. Die Dammpiste mit über 120 Holzbrücken in mehr oder weniger gutem Zustand führt über zahlreiche Tümpel, Flüsse, Lagunen und Bäche von Poconé bis Puerto Jofre am Rio Cuiabá. Während der Regenzeit ist die Piste auch für 4×4 unpassierbar, aber das meiste Wasser ist hier im Norden inzwischen fast abgelaufen. Bevor man in die Piste einsteigt sollte man sich noch einen Moment im Spiegel bewundern und über den schön gebräunten, gesunden Teint freuen. Auf den nächsten 145 Kilometern wird die Gesichtsfarbe unwillkürlich ständig wechseln: von kreideweiß ob des völlig maroden Zustandes einiger Brücken bis hin zu seekrankgrün aufgrund des nicht weniger katastrophalen Pistenzustandes (entspricht in der Schifffahrt etwa Windstärke 10). Bis Pixaim auf ungefähr halber Strecke geht es noch, aber dann kommt die erste desolate Brücke, die bei uns ernsthafte Zweifel aufkommen lässt: Drüberfahren oder besser nicht?

TP Brücke 12

TP Brücke 3

Wir entscheiden uns für „besser nicht“ und nehmen eine Furtdurchfahrt, bei der wir allerdings dann fast im zähen Schlamm steckenbleiben.

TP Furt 2

Dann kommt die zweite Brücke in ähnlich marodem Zustand, nur schlimmer. An der Brückenauffahrt bricht links und rechts die Befestigung weg, so daß die Reifen für einen Moment in der Luft hängen. Auf der Brücke selbst fehlen sowohl Längs- als auch Querbretter, auch hier wieder große Luftlöcher mit Blick in den zwei bis drei Meter tiefer liegenden Sumpf. Diesmal gibt es keine Alternative in Form einer Furt, sondern nur eine, die „Umkehren“ heißt. Das wollen wir aber nicht, also Augen zu und D R Ü Ü Ü Ü Ü B E R!!! Unser Puls rast, die Brücke hält.

So geht es noch eine Weile weiter, als plötzlich eine Staubwolke vor uns auftaucht. Uns kommt ein MAN entgegen … und wir treffen Ruth und Jürgen wieder, die ersten Deutschen seit wir Hamburg verlassen hatten. Wir hatten die beiden in Chapada auf der ewigen Suche nach Wi-Fi kennengelernt und die Gelegenheit natürlich für einen Schwatz genutzt. Wir beschließen spontan, einen gemeinsamen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Gesagt getan, das Lagerfeuer brennt, die Steaks bruzeln, der Wein schmeckt hervorragend und Geschichten aus dem alten und dem neuen Leben werden ausgetauscht. Nach einem gemeinsamen Kaffee am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege und wir sind wieder allein.

MAN Ruth und Jürgen

Entlang der Transpantaneira wechselt das Bild ständig zwischen undurchdringlichem Dschungel, mit Termitenhügeln übersätem Weideland, Sümpfen und Landschaften, die an einen englischen Park erinnern.

 

Wir sehen wieder viele Vögel. Highlight ist das Nest zweier Jabirus in einem Baum direkt am Straßenrand und beide Eltern sind gerade zuhause. Der Nachwuchs scheint noch nicht da zu sein.

 

Auf der Rückfahrt Richtung Poconé nehmen wir die Holzbrücken dann schon flott nach dem Motto: Et hätt noch emmer joot jejange…

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