Parque Nacional Tierra del Fuego

Am Beagle-Kanal, neunzehn Kilometer westlich von Ushuaia, endet die Ruta 3 und wir haben den wirklich allerletzten Meter der Panamericana in Südamerika erreicht. Hier geht es auch mit dem Unimog nicht weiter, denn hier beginnt der Nationalpark Tierra del Fuego. Das nördliche Ende der PanAm, laut Tafel rund 18.000 Kilometer entfernt in Alaska, werden wir uns auf einer weiteren Tour auch noch erfahren.

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Die PanAm – als längste Straße der Welt bekannt – ist keine kontinuierlich zusammenhängende Strecke, sondern ein transkontinentales System von miteinander verbundenen Schnell- und Fernstraßen. Ihr Verlauf ist also nicht eindeutig, sondern eher unbestimmt und jeder darf sich ein bisschen seine persönliche PanAm basteln.

Von den 63.000 ha des 1960 eingerichteten Naturparks dürfen nur 2.000 besucht werden, der Rest ist für uns Menschen strikt tabu. Wir wandern zwei Tage durch den Park, entlang der Fjorde, vorbei an stillen Lagunen und Torfmooren und sehen auch einige Biberdämme.

Die Tiere mit den langen Zähnen sind hier in Patagonien nicht endemisch, sondern wurden 1948 zur Pelzgewinnung aus Kanada eingeführt. Da sie hier keine natürlichen Feinde haben wurden seitdem aus 25 Biberpaaren über 100.000 Tiere, die erheblichen Schaden am Urwald anrichten. Wir sehen überall angenagte und abgenagte Baumstämme. Um das Problem zu beheben kam ein besonders schlauer Kopf auf die Idee, Wiesel und Füchse ebenfalls einzuführen, aber die haben keine Lust, sich nasse Füsse zu holen und jagen statt der Biber lieber die Vögel im Park. Um die Bestände zumindest halbwegs unter Kontrolle zu bekommen hat die Regierung jetzt drastische Maßnahmen gegriffen und ein Kopfgeld für erlegte Biber ausgeschrieben. In Restaurants und Cafes entdecken wir immer wieder „Wanted“-Schilder.

In der Bahia Ensenada und Bahia Lapataia sehen wir neben schwimmenden Seelöwen und Seeottern unzählige schön gezeichnete Wasservögel, die hier in den Kelpbetten entlang der geschützten Küste ihre Jungen großziehen.

Die Senda Costera führt die Küste entlang durch dichten Urwald mit immergrünen Scheinbuchen, Lenga-Gehölzen und der Winterrinde mit ihren rötlichen Stämmen und Blüten, die einen angenehmen Duft verströmen. In vielen Bäumen sitzen kleine Parasitenpflanzen, die phantasievolle Namen tragen: Die hellgrünen Flechten, die wie Gazestreifen von den Ästen wehen, heißen „Altherrenbart“, die golfballgroßen gelben Kugeln heißen „Chinesische Laternen“ und die häufig in Astgabeln sitzenden Pilze nennt man „Indianerbrot“. Die Erdschicht ist hier am Ende der Welt sehr dünn und das Wurzelwerk der Bäume und Sträucher wie Spaghetti ineinander verwoben, um den heftigen Winden mehr Kraft entgegensetzen zu können. Der Sommer ist spürbar und sichtbar; auf den Lichtungen im Wald blühen viele Gräser und Blumen.

Natürlich versäumen wir es nicht, uns im angeblich „südlichsten Postamt der Welt“ in der Bahia Ensenada einen Stempel in den Reisepaß zu holen. Ist ein bisschen geschummelt, denn die Chilenen unterhalten auf der Insel Kap Hoorn, die etwas weiter südlich liegt, ebenfalls ein Postamt, aber soweit reisen die meisten Besucher dann doch nicht.

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