Gute Zeiten in Floripa

2009 erklärte die New York Times Florianopolis zum „place to be“ und zur „party destination“ des Jahres. Die Stadt auf der Ilha de Santa Catarina gilt als Brasiliens Stadt mit der höchsten Lebensqualität. Für uns liegt Floripa – wie die Einheimischen sie nennen – an der Strecke und, da das Wetter schön ist, nehmen wir gerne noch einige Strandtage mit, bevor wir uns dann für lange Zeit von den Küsten des Kontinentes verabschieden. Auf der Fahrt in den Inselnorden nach Sao Joao do Rio Vermelho werden wir im Unimoppel durch gefühlte 500 lombadas = richtig böse Drempel satt durchgeschüttelt. Von dem Schleudertrauma müssen wir uns erholen und legen daher vor Ort ein paar Orgatage ein. Wäsche gibt man hier in Brasilien übrigens in lavandarias ab; die Berechnung erfolgt pro Kilo. Überhaupt gilt hier viel kiloweise. Es gibt u. a. zahlreiche Restaurants in den Ortschaften oder an den Autobahntankstellen, die das Buffet nach Kilo abrechnen.

Unser Camp Ground liegt inmitten des Parque Florestal, einem Naturschutzgebiet. Zu Fuß laufen wir 400 m bis zur Praia do Mosambique, einem 14 km langen Sandstrand. Der Weg führt durch den Wald und hier treffen wir erstmals große Schilder an „Vorsicht: Giftige Schlangen, Skropione und Spinnen“. Uns begegnet außer ein paar wenigen Surfern nichts und niemand.

Im Gegensatz zum Norden der Insel ist der Süden sehr wenig touristisch erschlossen. Wir fahren eine wildromantische Küste entlang, deren Bewuchs an den Berghängen zunehmend dichter und tropischer wird. Hier siedelten einst Einwanderer von den Azoren an und noch heute erkennt man die Einflüsse in der Architektur. Gegen Abend erreichen wir Solidao, einen verwunschen anmutenden Ort, bestehend aus wenigen von Bäumen und Pflanzen überwucherten Holzhäusern, von wo aus es so gut wie nicht mehr weiter geht. Uns war das Hostel do Pirates für einen Stellplatz genannt worden, aber dieser scheitert am Gewicht von Unimoppel. Wir würden Gefahr laufen, morgens mit samt Auto in der Sickergrube aufzuwachen. Mel Gibson (verblüffende Ähnlichkeit!) eilt entspannt zur Hilfe und organisiert einen Übernachtungsplatz bei einem Freund im Garten, winkt uns unter den tiefhängenden Kabeln durch, beruhigt die Hofhunde und leistet uns bei einem Bierchen noch ein bißchen Gesellschaft.

Am nächsten Tag bummeln wir die Buchten entlang zurück Richtung Inselmitte und legen mittags in Pantano do Sul am Strand einen Stop ein.

Praia do Pantano do Sul

Praia do Pantano do Sul

In der Bar do Arante, einer einfachen Fischerkneipe und lokalen Institution, bestellen wir einige Fisch- und Meeresfrüchtespezialitäten. Zur Begrüßung bekommen wir erst einmal einen hausgemachten Zuckerrohschnaps mit satt Umdrehungen. Es ist Sonntag, und zahlreiche Inselbewohner kommen mit ihren Familien zum Essen hierher, immer ein gutes Zeichen.

Frische Seezunge in der Bar do Arante, Pantano do Sul

Frische Seezunge in der Bar do Arante, Pantano do Sul

Es gibt so gut wie keinen Platz in dem Restaurant, der nicht mit einem kleinen Zettel gespickt wäre, auf welchem Anmerkungen von Gästen stehen. Deutsche finden wir darunter auf die Schnelle nicht, aber hier als Beispiel eine Übersetzung aus dem Spanischen: „Die Casquinhas de Siri waren fabelhaft, der frische Fisch ein Gedicht, der Service erstklassig, aber euer Olivenöl ist echt Scheiße.“ Na gut. Wir fanden das Essen in jeder Hinsicht himmlisch.

Bar do Arante in Pantano do Sul

Bar do Arante in Pantano do Sul

Über Campeche, den Ort , der seinen Namen in den 20er Jahren von Antoine de Saint Exupery, der dort mehrfach auf dem kleinen Inselflughafen landete,  erhielt (champs de peche, es gibt natürlich auch eine „Straße des kleinen Prinzen“), geht es zurück und wir finden einen schönen Stellplatz in den Dünen der Praia do Mola. Der Weg dorthin ist allerdings sehr schmal und dicht bewachsen. Es klingt, als bräche ein weißer Elefant durchs Gebüsch.

Übernachtung an der Praia do Mola

Übernachtung an der Praia do Mola

In den Dünen sitzen zwei kleine Eulen, die uns neugierig beobachten und auf zwei Meter an sich heran kommen lassen. Zur Abwechslung wird abends im Sand mal wieder ein Feuerchen gemacht und … gegrillt;-). Ein Kilo bestes Rumpsteak kostet hier rund sieben Euro, man wird also geradezu genötigt Fleisch zu kaufen.

Dann sind die Götter des Wetters und der Thermik endlich freundlich gestimmt und spendieren Hugo einen einstündigen Flug mit dem Gleitschirm über die wunderschöne Insel mit ihren Buchten, Bergen und Lagunen; sanfte Landung am Sandstrand inklusive.

Hugo im Landeanflug auf Praia do Mola

Hugo im Landeanflug auf Praia do Mola

Mit Glanz auf den Backen – happyhappyhappy – kommt er zurück; es geht doch nichts über einen glücklichen Ehemann!

Am Tag darauf ist es time to say goodbye – Iguacu und das Pantanal warten auf uns. Wir kehren der Küste vorerst den Rücken zu, nicht ahnend, welche Überraschungen der Weg dorthin für uns bereit halten würde.

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