Zu Gast bei der „Hübschen“

In den abgeschiedenen Hochtälern hat es uns ausnehmend gut gefallen, aber jetzt ist uns nach etwas städtischem Trubel und wir steuern Salta an, mit einer halben Million Einwohner die größte Stadt im Norden und die vielleicht schönste Kolonialstadt Argentiniens. Im Norden liegt nur ein paar Hundert Kilometer entfernt schon Bolivien, hinter der Andenkette die Atacama-Wüste.

Durch die dichten nebligen Wälder der Yungas stürzen wir uns also wieder Tausend Meter bergab in die Ebene und erreichen „La Linda“, die „Hübsche“, wie die Stadt auch genannt wird, am späten Nachmittag. Das Wolkenspiel am azurblauen Himmel ist gigantisch, Kilometer hoch türmen sich gewaltige Cumulonimbuswolken über der Stadt. Es ist wunderschön anzusehen, verheißt aber nichts Gutes und soll noch Spätfolgen haben, wie wir wenige Tage später erfahren werden.

Wir finden einen Platz im örtlichen Freibad, mal etwas ganz Neues, und über Nacht setzen wie erwartet Gewitter und Regen ein. Es blitzt und donnert nonstop.

Auch am nächsten Tag nieselt es noch leicht vor sich hin, aber wir nehmen ein Remis ins historische Stadtzentrum. Die Kolonialarchitektur rund um die mit hohen Palmen bestandene Plaza 9 Juglio ist auch bei Regen schön und sehr gut erhalten.

Wir besuchen die mächtige Kathedrale mit ihren hohen Bögen und gewaltigen Kronleuchtern. Ihr vergoldeter Altar gleicht einer Supernova.

Der Fußboden – eine aufwändige Verlegearbeit aus verschiedenfarbigem Stein – scheint wie von M. C. Escher entworfen zu sein. Bei zu langem und zu intensivem Daraufschauen verschwimmt das dreidimensional wirkende Muster und wird mir schwummerig.

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Auch unsere vierbeinigen Freunde, die vielen heimatlosen Straßenhunde, sind in der Kathedrale willkommen und schlummern friedlich zu Füßen der mächtigen Pfeiler.

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In einem umgestalteten kolonialen Prachtbau gibt die Stadt jungen lokalen Designern im Erdgeschoß eine Ausstellungsplattform, im Obergeschoß sind Meetingräume angesiedelt. Der Prunk alter Zeiten ist noch spürbar.


Die Iglesia San Francisco ein paar Straßenzüge entfernt wirkt mit ihrer bunten Farbgebung sehr fröhlich und ganz anders als die Kirchen, die wir bisher in Südamerika besucht haben. Leider ist sie geschlossen und wir müssen uns mit einem Blick durch den Zaun begnügen.

Als es Abend wird haben wir uns reichlich Appetit angelaufen und lassen uns in einem Restaurant unter den Arkaden an der plaza nieder. Je später es wird desto mehr Menschen strömen auf den Platz, die Kathedrale wird in stimmungsvolles rosa scheinendes Licht getaucht, Schuhputzer bieten uns an, das Leben unserer Schuhe zu retten. Ja, Salta ist hübsch.

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