Wiedersehen in Santiago

Wir verbringen noch einige sonnige Tage an der Küste, verabschieden uns dann – diesmal aber wirklich endgültig – vom Pazifik und fahren weiter in die chilenische Hauptstadt, um uns mit Brigitte und Celi vor ihrer Abreise nach Spanien noch zu treffen.

Die Birnchen unseres Abblendlichtes sind auf beiden Seiten durchgebrannt oder Opfer von Rappelpisten geworden, und da ein eingeschaltetes Abblendlicht in den südamerikanischen Staaten auch am Tag obligatorisch ist, fahren wir zunächst die Mercedes-Werkstatt an. Hier kennt man uns noch von unserem ersten Besuch; wir bekommen Ersatzbirnchen und man bietet uns eine kostenlose Wagenwäsche an, die wir sehr gerne in Anspruch nehmen. Zu zweit und mit großen Schrubbern bewaffnet bemüht man sich, die dicken Schichten patagonischen Luxusdrecks der letzten Wochen und Monate abzukratzen. Die Mühe lohnt sich: Der Wagen sieht danach aus wie mit Perwoll gewaschen.

Ein mit Brigitte und Celi befreundetes Ehepaar ist so freundlich, uns ihr wunderschönes Haus als Treffpunkt zur Verfügung zu stellen. Brigitte und Celi sehen blendend aus und freuen sich genauso über das Wiedersehen wie wir, unsere aus der Schweiz stammenden Gastgeber Beate und Guntram sind äußerst liebenswert, und so beschließen wir, den Abend gemeinsam in einem trendigen Restaurant zu verbringen. Die Fahrt dorthin führt vorbei an den modernen Hochhäusern, die wie illuminierte Reagenzgläser in den nächtlichen Himmel Santiagos ragen. Nach so viel „wildem Outdoor-Leben“ sind wir die städtische Schickeria gar nicht mehr gewohnt, aber das anfangs etwas befremdliche Gefühl gibt sich mit dem ersten Pisco Sour und wir genießen hemmungslos die maritimen Leckereien. Mit Meeresfrüchten gefüllte empanadas und Thunfischtartar als Vorspeise, danach mit Seespinne gefüllte Canelloni an cremiger Krebssauce – göttlicher geht nicht! Schon wenn ich daran denke läuft mir das Wasser im Mund zusammen…

Am nächsten Morgen heißt es für alle Abschied nehmen. Mit dem Versprechen, uns in Europa zu treffen, trennen sich unsere Wege. Für Brigitte und Celi geht es zurück nach Spanien, und wir brechen mit dem Ziel Mendoza Richtung chilenisch-argentinische Grenze auf.

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Östlich von Los Andes steigt die Ruta 60 zunächst in sanften Kurven, dann immer steiler an. In über dreißig atemberaubenden Serpentinen geht es den Berg hinauf; die LKW am Hang gegenüber sehen wie Spielzeugautos aus.

Kurz vor der Grenzstation erstreckt sich auf 2.800 Metern das Skigebiet Portillo, welches mit Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade und einem Luxushotel angeblich zu den zehn besten der Welt zählt. Jetzt im Sommer ist alles geschlossen.

Auf 3.200 Metern Höhe führt ein drei Kilometer langer, zweispuriger und diffus beleuchteter Tunnel durch die Anden auf die argentinische Seite, wo alle Grenzformalitäten an einer gemeinsamen Station – eine Art Drive Through – mit Chile durchgeführt werden. Bisher hatten wir bei unseren Grenzüberquerungen nach Argentinien immer Glück, aber diesmal kassieren sie unsere frischen Lebensmittel ein.

Auf der Ostseite der Anden fällt die Straße dann über viele Kilometer sanft bergab. Ab und an blitzt die schneebedeckte Silhouette des Aconcagua im Hochgebirge auf, des mit 6.959 Metern höchsten Gipfel Südamerikas. Bis Mendoza liegen jetzt noch zweihundert Kilometer vor uns.

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