Deutschtümelei

Wir überqueren die Grenze am Paso Mamuil Malal ganz unkompliziert und schwupps sind wir wieder in Chile. Zum sechsten oder siebten Mal? Das  ist doch nun wirklich egal, oder?

Nächstes Ziel sind Pucón und Villarica am gleichnamigen See und Vulkan. Die Fahrt dorthin führt durch kleine hübsche Ortschaften mit bunten Häuschen und einladend ausschauenden Restaurants. Als uns am frühen Nachmittag im Vorbeifahren plötzlich das Wort Apfelkuchen anspringt ist unser Widerstand gebrochen und wir legen einen spontanen Genußstopp ein. Der Besitzer des Cafés bedient uns mit der gewohnten Herzlichkeit der Chilenen und bringt uns zwei pizzagroße Stücke herrlichen Apfelkuchens. Bei einem Schnack erfahren wir, daß die Großeltern seiner Frau aus Deutschland stammen und der Kuchen nach uraltem Familienrezept gebacken wird.

Gestärkt fahren wir weiter nach Pucón zu Füßen des aktiven Vulkans Villarica, der mit seinen symmetrischen Flanken, dem weißen Schneekragen und dem ewigen Rauchwölkchen von ebenmäßiger Schönheit ist und eine faszinierende Kulisse bildet.

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Pucón mit seinen rund 13.000 Einwohnern liegt am Ostufer des Lago Villarica und ist eine touristische Hochburg für Trekking, Bergsteigen, Rafting und Skifahren, ist aber im Vergleich zu dem argentinischen Bariloche oder benachbarten Villarica ein Nest. Dank strenger Bau- und Werbevorschriften – Geschäfte dürfen nur mit Holzschildern werben – wirkt das Stadtbild harmonisch. Im Zentrum haben sich zahlreiche Restaurants angesiedelt, so auch der Biergarten von Elke und Ulli aus Deutschland, die hier seit fünf Jahren ansässig sind.

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Da wir heute offenbar unseren nostalgischen Tag haben fallen wir dort ein und als wir dann auf der Speisekarte neben selbstgebrautem Weizenbier auch noch Currywurst mit Pommes entdecken gibt es kann Halten mehr. Die erste Currywurst – um ehrlich zu sein, es sind gleich zwei – nach über einem Jahr schmeckt herrlich und auf das erste Bier folgt ein weiteres.

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Wir kommen mit Elke, die stilecht im weiß-blauen Dirndl serviert, ins Gespräch. Ihre Klagen unterscheiden sich nicht wesentlich von denen eines Gastwirtes in Deutschland: Die Angestellten sind unzuverlässig, nicht mehr so belastbar, die Leute geben nicht mehr so viel Geld wie früher aus… Egal, wir genießen unseren Tag Heimaturlaub vom Reisen, deutschtümeln von Herzen und futtern uns rund.

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