Am nächsten Tag geht es gezwungenermaßen ein Stück über die öde PanAm bis Caldera, von wo wir wieder für lange Zeit eine wenig befahrene Küstenstraße nehmen können. Ab Bahia Inglesa wird es auf kleinem Niveau spürbar touristischer, da hier viele Chilenen aus Santiago oder aus dem Norden ihre Ferien verbringen. Bahia besteht aus einem halbmondförmig geschwungenen Sandstrand und einer kleinen Ansammlung von Eigentumswohnungen, Ferienhäusern und Restaurants in buntem Stilmix, aber da wir außerhalb der Saison hier sind ist alles geschlossen und außer einigen wenigen Dauergästen niemand zu sehen.
In Baranquillas schlagen wir unser Quartier für eine Nacht oberhalb der Bucht zwischen bizarren schwarzen Felsen mit Blick auf den Ort und die Küste auf.
Am nächsten Tag führt uns der Weg durch Huasco, eine kleine Oase an der Küste, und an ausgedehnten Olivenhainen vorbei, in denen die in Chile berühmten Aceitunas des Huasco gedeihen. Es ist keine Erntezeit und so träumt der sehr authentische Ort entspannt vor sich hin.
Hier in Huasco endet die Küstenstraße und wir müssen zurück auf die östlich im Landesinneren verlaufende PanAm, um zum Parque Nacional Pingüino de Humboldt zu gelangen. Auf nicht ganz halber Strecke zur PanAm beschließen wir, uns ab Freirina querfeldein südwärts durch die Berge zu schlagen. Über eine ausgesetzte, nur mühsam befahrbare Piste schrauben wir uns Kurve für Kurve immer weiter bis auf 1.300 Meter hoch. Die Fahrerei ist anstrengend und Hugo kurbelt bis er dicke Arme hat. Teilweise ist die Piste in dem Gelände nur auf die nächsten zwanzig Meter sichtbar und wir erwarten jeden Moment ein Sesam-öffne-dich-Tor oder ein Loch im Boden, welches uns verschlingt, aber auf jede Biegung folgt die nächste und so geht es immer weiter.
Auf den ersten Blick scheint die Landschaft, soweit das Auge blicken kann, eintönig braun-grau, hoffnungslos vertrocknet, von stacheligen Kakteen abgesehen ohne jedes Leben, aber als wir aussteigen und genauer hinschauen werden wir überrascht: Die Vielfalt der Vegetation ist enorm groß und viele der Kakteen tragen gerade Blüten in den unterschiedlichsten Farben und Formen oder auch kleine Früchte.
Selbst aus dem trockensten Gestrüpp wachsen kleine zarte Blüten und auf verbrannt aussehenden Wurzeln oder Ästen wächst eine Art leuchtend-grünes Moos. Wir sind beeindruckt, wie die Natur es auch hier schafft, der Luft das bisschen Feuchtigkeit abzutrotzen und für sich zu nutzen. Es ist Frühling und zwischen September und November lebt hier die Wüste.
Wir entdecken sogar einen kleinen Baum, der zwei unterschiedliche Blütenformen trägt:
Je länger wir verweilen desto schärfer stellt sich der Blick für das Gelände und um so mehr entdecken wir. Neben der Vielfalt an Pflanzen gibt es kleine und größere Insekten, Schmetterlinge, Geckos und auch ein unerschrockener Fuchs schnürt neugierig an uns vorbei.
Unser Ziel, der Nationalpark Pingüino de Humboldt, schaffen wir an diesem Tag nicht mehr und so übernachten wir, etwas gerädert, aber voller schöner Eindrücke, im Kakteenfeld.































