Wir sehen lila

Nachdem wir den kurvigen, aber nur fünfhundert Meter hohen Queulat-Paß hinter uns gelassen haben verabschieden wir uns wieder vorübergehend von der Carretera und steuern Puerto Cisnes an, einen beschaulichen, sehr authentischen kleinen Ort mit einem schönen halbmondförmigen Naturhafen. Hier legen auch einige kleine Fähren zu den vorgelagerten Inseln ab und wir spekulieren auf eine spontane Überfahrt bis Puerto Chacabuco. Vielleicht haben wir Glück und am nächsten oder übernächsten Tag fährt ein Schiff. Das lokale kleine Büro der Reederei hat laut Tafel täglich von 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet, aber während dieser Zeit zeigt sich dort niemand. Am nächsten Morgen ist das Büro allerdings schon um 8.00 Uhr besetzt und wir erkundigen uns nach Möglichkeiten einer Überfahrt. Leider wird die Strecke nur einmal wöchentlich, am Freitag, befahren, was für uns eine Wartezeit von vier Tagen hieße.

Das ist uns zu lang, also setzen wir nach zwei Nächten am Strand von Puerto Cisnes unsere Fahrt nach Puerto Aysen und Puerto Chacabuco fort. Besonders Puerto Aysen gefällt uns gut; die Stadt mit ihren rund 30.000 Einwohnern strahlt noch heute etwas vom Pioniergeist früherer Tage aus und ist sehr entspannt. Die Region hier rund um die „“Hauptstadt“ Coyhaique ist dichter besiedelt als das übrige Patagonien und die Carretera, sonst überwiegend eine wenig komfortable Schotterpiste, ist hier sogar ein Stück asphaltiert.

Der Himmel ist über Nacht vollständig aufgeklart und Patagonien zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Sonne strahlt heiß von einem wolkenlosen Himmel. Die auch so schon herrliche grüne Landschaft schaut aus, als hätten die Götter im Rausch der Farben hemmungslos lila Granaten auf die Erde geworfen und explodieren lassen.

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Entlang der Straße und in den Kiesbetten der türkis-blauen Flüsse blühen dicht an dicht Abertausende lila Lupinen, die noch dazu einen intensiven Duft verströmen. Die leuchtende Farbe ist ein wunderbarer Kontrast zu den schneebedeckten Gipfeln der Berge im Hintergrund, dem Grün der Wiesen, dem Türkis der Flüsse und dem Blau des Himmels. Wir können uns gar nicht satt sehen an dieser Blütenpracht.

Spätnachmittags fahren wir über eine letzte Anhöhe, dann liegt das Städtchen Coyhaique in einem weiten Tal vor uns, umgeben von grünen Wiesen und malerisch zu Füßen des imposanten Tafelberges Cerro Mackay.

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2 Gedanken zu „Wir sehen lila

  1. Stefan

    Hallo Daniela,
    hallo Hugo,

    Frohe Weihnachten wünschen wir Euch beiden. Findet Ihr denn auch Christstollen und Nikoläuse da unten?
    Wie sieht es denn mit dem Tannenbaum aus?

    Heute Morgen hörte ich, Ihr seid auf dem Weg Richtung Südpol. Ihr habt ja ein Erlebnis nach dem anderen. Einfach nur bewundernswert.

    Wir nähern Euch morgen um 2500 KM Richtung Sizilien.

    Alles Gute weiterhin.

    Stefan und Kerstin

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